Grand Theft Auto: Vice City Stories im Test

Wie auch in San Andreas, schlüpft man in die Haut eines dunkelhäutigen Protagonisten. Victor Vance (der Bruder von Lance Vance) im folgenden kurz »Vic« genannt, macht im siebten GTA-Ableger die Straßen von Vice City unsicher. Dieses Mal ist ebenfalls die bekannte 3D-Engine am werkeln, wenn man Rockstar glauben schenkt, dieses Mal exklusiv für die PSP. Der Vorgänger Liberty City Stories wurde nach geraumer Zeit doch noch als PS2-Versoftung zum Budget-Preis auf den Markt geworfen. Wie auch in der ersten PSP-Vorlage ist man etwas zeitversetzt in Vice City unterwegs. So wird man bereits vieles kennen, aber dennoch werden verschiedene Bereiche nicht oder nur teils erbaut sein. Statt versteckter Päckchen macht man sich auf die Suche nach 99 roten Luftballons (in Anlehnung an Nenas Song »99 Luftballons«) und besucht den neuen Freizeitpark inklusive Fahrt im Riesenrad.

Vic ist anfangs in der US Army beschäftigt und muss sich herumkommandieren lassen, was zur Folge hat, dass man ihn schon nach wenigen Missionen auf die Straße setzt. Kein Grund für Vic den Kopf hängen zu lassen, kommt er doch bei einem Waffenhändler unter, der ihm mit einer Bleibe und neuen Aufträge versorgt. Und dann wäre ja noch die wunderschöne Lady aus dem Trailerpark, die Vic ihre Sorgen aufs Auge drückt, was bei ihrem Liebhaber nicht gut ankommt. Man fängt die Story dieses Mal auf der westlichen Insel an, kommt so etwas mehr in den Genuss diesen Inselteil kennenzulernen. Erst im weiteren Spielverlauf erkundet man die östlichen Regionen.

Bereits in den ersten Minuten wird einem der schwarze Humor des Spiels vorgeführt. Martinez, unser Hauptfeldwebel, dealt mit Drogen und nimmt sich selbst nicht hundertprozentig ernst und präsentiert uns die ersten Kalauer. So lacht man sich schon nach wenigen Zwischensequenzen das Zwerchfell heraus. Und im späteren Spielverlauf sorgt schließlich Lance Vance für den nötigen Zündstoff am laufenden Band. Zusätzlich sind erneut viele Anlehnungen und Gesten in den Sequenzen zu allerlei Filmen und Spielen versteckt. Hier sieht man einmal mehr die Liebe zum Detail.

Aber auch sonst muss man die Missionen und Aufgabenbereiche in Vice City nicht lange suchen. Ob man schnell ein paar Gäste mit dem Taxi kutschiert, kranke Personen ins Krankenhaus befördert, oder als Polizist die Verbrechensbekämpfung in die Hand nimmt, in Vice City kommt man nicht zur Ruhe. Da baut man stolz sein eigenes Imperium auf, indem man »Imperiums-Locations« von feindlichen Gangs übernimmt und mit Geld aufmöbelt, sich Respekt durch Missionen verdient und letztendlich natürlich nur des lieben Geldes willen. Nicht zu vergessen die unzähligen Hauptmissionen, welche die Story vorantreiben.

Laufen ist zu langweilig? Dann fahre doch Motorrad oder Auto oder Quad oder flieg im Helikopter oder... Die Liste der zu bedienenden Vehikel ist lang und alle fahr- und fliegbaren Untersätze warten mit einer anderen Beschleunigung, Lenkung und Belastbarkeit auf. Eines gilt aber immer: Raucht die Kiste, dann nichts wie aufpassen. Sobald Feuer im Spiel ist, sollte man sein Transportgerät wechseln, ehe es explodiert. Schwimmen darf Vic ebenfalls und im späteren Verlauf gibt es Baywatch-ähnliche Rettungsmissionen zu spielen. Ein Feature, auf das Fans der ersten Stunde lange warten mussten: Wer im Krankenhaus oder in der Polizeistation landet, kann gegen einen geringen Obulus seine Waffen zurückerhalten. Und lästige Fahrten zum Einsatzort entfallen nach gescheiterten Aufträgen ebenfalls. Einfach das Digikreuz nach oben und schon ist man erneut mittendrin.

Die Missionen sind auch wie bei allen anderen Spielen der Serie eine Belastungsprobe für die Nerven. Einige Aufgaben spielt man im ersten Zug durch, bei den nächsten drei braucht man zehn Versuche. Hier hätte sich Rockstar endlich etwas einfallen lassen können. Ein System mit einstellbarem Schwierigkeitsgrad oder intelligentem Auswertungssystem hätte dem Spielprinzip gut getan. Nicht selten reißt man sich bei der einen oder anderen Mission die Haare aus dem Kopf, weil sein Auto auf den letzten fünf Metern den Geist aufgibt oder man eine Person nicht rechtzeitig retten kann. Die Auwahl ist groß und die Dauer der Einsätze variert stark von knapp einer Minute bis zu über einer Viertel Stunde ist alles drin. Ob man sich nur mit dem Auto durchkämpft, durch Gebäude marschiert oder sich von Dach zu Dach bewegt, Abwechslung ist bei GTA das A und O.

Grafisch versucht das Game in der obersten Liga zu fahren, was unter Umständen gelingt. Die Aufmachung ist bunt, überladen und trotzdem sehr fein. Man kann ohne Probleme alle Schilder und Botschaften am Wegesrand lesen, sich an den mannigfaltigen Effekten und Details kaum sattsehen. Allerdings krankt das System auch weiterhin an der Streamingtechnick der Vorgänger. Seid ihr (zu) schnell unterwegs werden Häuser, Straßen und andere Verkehrsteilnehmer nur als Klumpen mit Matschtexturen dargestellt. Erst nach einigen Sekunden ploppen etwas detailliertere Texturen auf die kahlen Fassaden.

Musikalisch wird ein Feuerwerk der Achtziger abgefahren, das seinesgleichen sucht. Mit über 104 Tracks ist der Soundtrack eine wahre Wucht im Gegensatz zu z.B. NFS Most Wanted mit nur knapp 22 Titeln. Da die Geschmäcker sprichwörtlich verschieden sind, beschränkte man sich auf 9 Radiostationen und verteilte jeweils 10 und mehr Lieder. So werden Rocker genauso ihren Sound finden, wie der Hip Hopper und Liebhaber der alten Klassiker. Zur Not kann man noch seinen eigenen Score über ein externes Programm einbinden. Dies erhöht allerdings auch gleichzeitig die Ladezeiten zu Beginn des Games.

Multiplayermäßig gibt es nur eine kleine Steigerung auf zehn Minispiele, aber die machen so richtig Fun, wenn man die nötigen User mit ihren Spielen zusammenbekommt. Game Sharing ist nicht möglich. Ansonst zocken bis zu sechs Spieler kabellos gegeneinander. Ob das klassische Deathmatch oder ausgefallenere Varianten und Checkpoint-Rennen, der meiste Fun kommt ab mindestens vier Leuten auf.

Typisch Deutsch ist die Tatsache, dass wir als einziges Land eine geschnittene Fassung bekommen, die »ab 16 Jahren« freigegeben wurde. So sehen wir keine Animationen beim Kopfschuss, Blut gibt es ebenso weniger und auf am Boden liegende Personen dürfen wir nicht eintreten. Geld für die Tötung von Passanten gibt es ebenfalls nicht. Und auch was das cheaten betrifft, Edison Carters Cheat Device läuft nur mit der US / UK-Fassung des Spiels.