Assassins Creed: Altairs Chronicles im Test

Nintendo DS

Auf den großen Konsolen konnte Assassins Creed trotz diversen Fehlern Höchstwertungen einfahren. Da ist es nur logisch, dass auch eine Version für Nintendo´s Modulschlucker erscheinen musste. Assassins Creed: Altairs Chronicles ist allerdings keine direkte Umsetzung, sondern ein Prequel zu den Geschehnissen der Konsolenversionen - spielt aber ebenfalls während der dritten Kreuzzüge im 12. Jahrhundert in und um Jerusalem. Ob das Game, trotz grundlegend anderem Spieldesign, ebenso auf dem DS zum Hit avanciert?

Assassins_Creed_Altairs_Chronicles_2Assassins Creed: Altairs Chronicles bietet im Gegensatz zu den frei begehbaren Landschaften der Konsolenversionen Pures 2,5 D Gameplay. Das heißt, ihr wandert vor allem auf vorgegebenen Pfaden von links nach rechts oder andersrum und könnt nur marginal in die Tiefe ausweichen. Nur sporadisch betretet ihr einen ganzen Marktplatz oder eine weitläufige Arena. Trotz dieser, vermutlich technisch bedingten Einschränkungen, machen Altairs außergewöhnliche Begabungen wie das Laufen an der Wand oder Stealthkills mit dem am Handgelenk per Vorrichtung versteckten Messer erneut einen großen Teil des Gameplays aus.

Mit seinen langen Sprungpassagen samt Seilschwüngen und Balanceakten spielt sich Assassins Creed: Altairs Chronicles jedoch streckenweise eher wie ein Jump‘n‘Run a la Prince of Persia, als wie ein Action-Adventure. Hier offenbart sich leider auch das größte Manko des Spiels, denn besonders Sprünge in die Tiefe sind schwer einzuschätzen und enden nur allzu oft tödlich. Löblicherweise stellten die Entwickler von gameloft alle paar Meter Checkoints auf, sodass das häufige Ableben nicht zu frustrierend verläuft.

Meist schleicht und schwingt ihr euch weit über den Köpfen der patrouillierenden Gegner auf Hausdächern und Gebälk hinweg, wobei sich das Turnen im Hauptgesims als Balanceakt herausstellt. Um das Gleichgewicht zu halten, müsst ihr den R-Trigger drücken, ansonsten fallt ihr unweigerlich auf eine Seite. Dank dem »an der Wand langlauf« Move kommt ihr dafür an den unmöglichsten Passagen nach oben, glatte Wälle stellen für euch im Gegensatz zu Otto-Normal-Verbrauchern keine wirklichen Hindenisse dar. Auch Doppel- Dreifach- oder Wandsprünge samt Luftrolle, die euch nach und nach zur Verfügung stehen, sind für den kapuzenbewährten Kopfgeldjäger eine Leichtigkeit, Free Running at its best.

Assassins_Creed_Altairs_Chronicles_8Trotz der zahlreichen Fortbewegungsmöglichkeiten gestaltet sich das Gameplay durch und durch linear. Meist gibt es auf eurem Weg nur eine Wand, die fürs Vorankommen nützlich ist, die restlichen Wälle können zwar ebenfalls bestiegen werden, sind aber häufig zu hoch und bieten keine Haltemöglichkeiten. Obwohl das Leveldesign an sich schon überschaubar ist, weisen euch leuchtende Checkpoints zusätzlich den Weg, so dass ihr immer wisst, wo es weitergeht. Leitern oder überwindbare Abgründe sind so jederzeit auszumachen, geheime Wege oder Secrets sind nicht vorhanden. Natürlich gibt es auch allerlei Fallen, die einem das Leben schwer machen: Kontakte mit Fallbeilen oder versenkbaren Speeren führen direkt zum Tode und ebenso sind Stürze aus großer Höhe oder die Berührung mit Gewässern jeder Art fatal.

Gelegentlich kommt es auch zu Kämpfen mit den Kreuzfahrern, die sich trotz zahlreicher Schlagkombos und Spezialwaffen (wie Rauchbomben und Wurfmessern) reichlich uninspiriert spielen. Dank der dümmlichen Ki reicht meist einfaches Buttonsmashing, um die Gegner zu besiegen, der Einsatz von Sonderwaffen oder speziellen Taktiken gestaltet sich eher umständlich als nützlich und hat daher leider kaum Einfluss auf das Gameplay. Auch die seltenen Möglichkeiten für Stealthkills, bei denen ihr euch mit gedrücktem L-Trigger anschleichen und per A-Taste zuschlagen müsst, können nur wenig Erquickendes zum Kampfsystem beitragen.

Die Bosskämpfe gestalten sich leider noch uninspirierter: In einem Immergleichen Quick Time Event gilt es in der richtigen Abfolge, die X- und Y-Tasten zu drücken, um den Gegner per Schwertstoß in den Nacken zu erledigen. Spezielle Zielpersonen beseitigt man zudem mit einem Sprungangriff samt Würgefinish, was  spielerisch allerdings noch simpler ist als die Kämpfe - außer dem Betätigen der A-Taste gibt es nichts weiter zu tun. Da sind die seltenen Verhöre besser, aber auch nicht gut. Wie in Elite Beat Agents gilt es im passenden Moment per Stylus die richtigen Punkte auf dem Touchscreen zu treffen oder Bewegungen nachzumalen.

Assassins_Creed_Altairs_Chronicles_4Ebenfalls per Stift steuert ihr die kleinen Diebstahlaktionen, bei denen ihr meist einen Schlüssel unbemerkt aus der Tasche eures Opfers ziehen müsst. Dabei muss man das Objekt der Begierde innerhalb eines kurzen Zeitraumes entwenden, ohne an anderen Gegenständen die sich ebenso in der Hosentasche befinden hängenzubleiben. Scheitert ihr bei den kleinen Touchscreeneinlagen, ist dies aber auch nicht weiter tragisch, da die Ziele einfach seelenruhig stehenbleiben und ihr so viele Anläufe nehmen könnt, die ihr benötigt um euer Vorhaben zu erreichen. Dadurch wirken die Aktionen mit dem Stylus reichlich aufgesetzt und machen aufgrund der billigen Inszenierung zudem wenig Spaß.

Das Leveldesign geriet trotz anspruchsvoller Sprungpassagen recht simpel. Nachdem ihr eine Aufgabe erledigt habt, gibt es meist gleich die Nächste. Platz zum Erforschen ist kaum vorhanden. Zudem unterscheiden sich die Level nur marginal voneinander, Tempelanlagen oder mittelalterliche Städte geben sich spielerisch abwechslungsarm. Auch das stufenweise Aufleveln eures Schwertes und Energiebalkens mithilfe der in den Leveln zu findenden blauen Orbs, wirkt sich wenig auf das Spielbalancing aus. Insgesamt wird man während der 32 Missionen allerdings gut unterhalten, obwohl das Spiel doch etwas zu leicht ist und euch nur sporadisch Höchstleistungen abverlangt werden. Mit einer Spielzeit von 8-10 Stunden ist Assassins Creed: Altairs Chronicles zwar nicht allzu lang, der freispielbare dritte Schwierigkeitsgrad dürfte einen aber garantiert ein zweites Mal vor den Bildschirm locken.

Bei der Story hielt man sich diesmal bedeckter. Weder »Animus« noch Erlebnisverschiebungen kommen euch auf dem Nintendo DS unter. Dafür gibt es erneut den ein oder anderen Auftrag zum Meuchelmord und einen handlungsbestimmenden Konflikt mit den Templern, der einen bis in die Belagerungsanlagen der feindlichen Armee, samt münchhauserischem Ritt als Katapultgeschoss, bringt. Trotz vieler Gespräche und Missionen wird man aber weder mit den Charakteren noch mit der Handlung warm, daran können auch die eindrucksvoll gemachten Rendersequenzen nichts ändern.

Assassins_Creed_Altairs_Chronicles_5Grafisch ist Assassins Creed: Altairs Chronicles up to date. Saubere Texturen, eine (bis auf die Zwischensequenzen) flüssige Engine und tolle Lichteffekte brauchen sich vor keinem anderen Nintendo DS Spiel zu verstecken. Ebenso sind die Animationen der Figuren eindrucksvoll gelungen und lassen den Stil der Konsolenfassung prima erkennen. Die Menüs wurden ebenfalls hübsch und wirken mit »rot auf weiss« Farbgebung zeitgemäß und edel und auch die Nutzung des Touchscreens als Übersichtskarte weiß zu gefallen. Die FMVs erreichen für DS Verhältnisse übrigens eine noch nie erreichte Auflösung und werden sicherlich als Benchmark für kommende Nintendo DS Veröffentlichungen dienen. Nur die Touchscreenaktionen hätten etwas schöner gestaltet werden können, die farbarmen Standbilder sind wahrlich keine Augenweide.

Auch beim Sound wurde nicht geschlampt. Mystische bis feurige Klänge mit klar erkennbarem orientalischen Grundthema passen perfekt zum Spielgeschehen und geben wenig Anlass zur Kritik. Vogelzwitschern, Marktgeschrei und allerlei andere Geräusche, lassen Altairs Welt zudem jederzeit lebendig erscheinen. Das Klirren der Schwerter und weiterer Waffengeräusche gelangen ebenfalls gut. Leider gibt es keine Sprachausgabe.




Philipp meint:

Philipp

Audiovisuell erreicht Assasins Creed: Altairs Chronicles auf dem Nintendo DS Spitzenwerte. Mit 32 Missionen und freispielbarem Hard Schwierigkeitsgrad wird ordentlich was geboten. Warum am Ende doch nur so eine Wertung herausgekommt? Das Game plätschert vor sich hin, ohne mitzureißen. Die Story kommt nicht in Schwung, die Kämpfe sind uninspiriert bis belanglos und ebenso ist das Aufleveln des Charakters mehr schmückendes Beiwerk, denn spielentscheidendes Moment. Zudem kommen wenig spaßige Touchscreenmanöver und das ständige Gefühl, alles schon einmal in besserer Form gesehen zu haben. Die immergleichen und lächerlich choreographierten Bosskämpfe machen einer höheren Wertung endgültig einen Strich durch die Rechnung.

Positiv

  • Stil der Konsolenvorlage blieb auch auf dem DS erhalten
  • viele bekannte Moves
  • guter Umfang

Negativ

  • flache Story
  • uninspirierte Kämpfe
  • unnötige Touchscreenmanöver
Userwertung
7 1 Stimmen
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Forum
  • von manji:

    Habe das Spiel nach ner Pause nochmal hervorgekramt und es jetzt beendet. Für mich war es ein sehr durchwachsenes Spielerlebnis. Die Steuerung ist recht hakelig und treibt einen bei manchen Sprungpassagen in den Wahnsinn. Dazu kommt eine Kollisionsabfrage die ich seit c64 zeiten nicht mehr gesehen...

  • von manji:

    Bin gerade an dem game dran und der Testbericht lässt mich nur verwundert die Augen reiben. kollisionsabfrage aus der Hölle gepaart mit 8-Bit Toden... ich bin mal gespannt ob ich mich motivieren kann das game überhaupt durchzuspielen. Die Steuerung ist sehr sehr hakelig und sehr oft reagiert es...

  • von Civilisation:

    Es ist irgendwie kurios. Die Handheld-Spiele der Assassin's Creed-Reihe konnten nie ganz an die großen Brüder heranreichen. Woran das liegt? Kann vielleicht Philip sagen, der für neXGam Altair's Chronicles besprochen hat. Assassins Creed: Altairs Chronicles Auf den großen...

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Assassins Creed: Altairs Chronicles Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2008-04-03
Vermarkter Ubisoft
Wertung 6.1
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neXGam YouTube Channel
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