Indiana Jones Greatest Adventures im Test

SNES
Dieses Jahr werden Indiana Jones Fans freudig mit der Zunge schnalzen, denn bald wird der vierte Teil der Saga um den Mann mit Hut und Peitsche unter dem Namen "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" fortgesetzt. Wir jedenfalls zollen dem mutigen Mann unseren Tribut in Form eines Testartikel, hat er uns doch viele schöne Stunden am Fernseher unterhalten!
Wenn man sich die Umstände unter denen Indiana Jones Greatest Adventures entstanden ist ansieht, kann man schlichtweg sagen, dass die Produktion des Spieles eine echte Berg- und Talfahrt war. Das Kölner Unternehmen Factor 5, bekannt durch ihre Turrican Serie für Heimcomputer und Konsolen hatte schon vor den Konzeptentwürfen kleine technische Probleme, weil eine Trilogie mit 28 Level nur mit technischen Einschränkungen auf einem 8MBit-Modul zu realisieren gewesen wäre. Somit kam man recht schnell auf die Idee, genau wie die Super Star Wars Saga jeweils ein neues Spiel zu jedem Indiana Jones Film im Abstand eines Jahres auf den Markt zu bringen. Dieses Problem wanderte aber zum Glück recht schnell wieder vom Tisch als Nintendo die Kosten für Module herabsetze. Somit waren damals sagenhafte 16MBit Speicherkapazität vorhanden!



Während der Produktion rauften sich die Designer trotzdem oft die Haare, da ihnen die technischen Einschränkungen des Super Nintendos schon recht zu schaffen gemacht haben. Da wäre z.B. die Animation der Peitsche zu erwähnen, die im Spiel für Indy eine lebenswichtige Waffe sein sollte. Um die Animation der Peitsche mit ihren vielen Bewegungen hinzubekommen, vergingen alleine schon mehrere Wochen.

Auch die Mode 7 Effekte, die zur Darstellung der 3D-Levels verwendet wurden, waren ein großes Problem - worüber sich Programmierer Thomas Engel mehr als einmal auch in Interviews beschwerte. Um die Atmosphäre der Filme einzufangen, beschlossen die Jungs von Factor 5 zudem originale Sprachsamples der Schauspieler sowie Originalmusikstücke zu verwenden, die aber natürlich auf einem Synthesizer nochmals an die Vorgaben des Super Nintendos angepasst werden mussten. Dies stellte sich wegen des Speichermangels als recht großes Problem da. Somit war wieder wochenlanges Tüfteln angesagt, wobei Musiker Rudolf Stember mit Hilfe des hauseigenen Soundsystems ''Troet'' selbst den Soundtrack in Dolby Surround abmischen konnte. Nach gut 12 Monaten harter Arbeit und Unterstützung von Seiten Lucasarts konnte das Projekt schließlich erfolgreich abgeschlossen werden und Indy-Fans durften in einem recht kompakten Spiel alle Schlüsselszenen der Filmtrilogie nachspielen.



Satte 28 Level(!) haben die fleißigen Jungs von Factor 5 mit ihrem hauseigenen Editor erstellt, während eine Vielzahl der Gegnerdesigns sowie Helden aus dem sonnigen Kalifornien stammen. Herausgekommen ist eine bunte Mischung aus Jump'n'Run bzw. Fahrlevel mit schnittigen Mode 7 Effekten! Doch widmen wir uns zuerst dem bestehenden Grundkonzept: In der Rolle von Indiana Jones (der mit satten 250 Animationsphasen aufwartet) erlebt ihr alle wichtigen Momente der Filmtrilogie nach. Zu jedem Ereignis zeigt das Spiel Filmszenen, die im krassen 128 Farb-Modus dargestellt werden. Zu der damaligen Zeit war so eine Qualität auf einer Heimkonsole noch nicht zu bewundern. Die Jump'n'Run Level bauen auf dasselbe Prinzip auf, was einst Super Castlevania IV soviel Popularität verschafft hatte: Durch die Gegend springen, Items einsammeln, Gegner mit Peitsche plätten und nebenbei in bester Tarzanmanier über Abgründe schwingen.

Das sieht zwar immer klasse aus, aber bei Konamis Actiongranate ist die Steuerung der Schwungeinlagen dennoch um einiges direkter. Natürlich kommt bei den oft verzwickten Sprungeinlagen die Action nicht zu kurz, die dann entweder mit der Peitsche, den Fäusten oder einer Feuerwaffe ausgeführt wird. Ist der Bildschirm bis zum Rand mit Gegnern gefüllt und ihr seht kein Entkommen mehr, so könnt ihr jederzeit eine Handgranate werfen, die mit ihrem alles zerstörenden Radius den Bildschirm von Feinden säubern wird. Aber ich kann euch versichern, dass die Spinnen, feindliche Einheimische oder Nazis eher das kleinere Übel sein werden. In den Katakomben oder Höhlen sind die größten Frustverursacher nämlich Fallen und Hindernisse. (die alle übrigens aus den Filmen her bekannt sind) Und weil der Schwierigkeitsgrad selbst im Easy Spielmodus ein kleines Donnerwetter ist, müssen schwache Spielernaturen hier jetzt ganz stark sein!


Als eine echte Spielspaßbremse verkommen leider die Trial and Error Passagen, wie z. B. die Flucht vor der rollenden Steinkugel, direkt zu Beginn des Spiels. Mit der gigantischen Kugel im Hintergrund huscht ihr stetig mit dem Gedanken gleich platt zu sein nach rechts und versucht trotz mangelnder Übersicht über alle Hindernisse und Fallen zu hüpfen. Wer hier kein Continue verschwendet hat, scheint für den Rest seines Lebens gegen das Schlimmste gewappnet zu sein! Diese oft überzogenen Levelpassagen werden allerdings durch die grafisch recht anspruchsvollen 3D Level wieder wett gemacht, die eine gekonnte Abwechslung zu den Jump'n'Run Passagen bieten.

Wer sich noch erinnern kann - in Indiana Jones und der Tempel des Todes huschen Indy und seine Freunde mit einem Schlauchboot die Abhänge des Himalayas hinunter, wobei ihr als Steuermann nun den richtigen Weg finden müsst. Auch die damals actionreiche Lorenfahrt im Film wartet auf mutige Spieler, wobei ihr mit gekonnten Schüssen die Weichen richtig stellen müsst. Im Guten und Ganzen wird recht viel vom Spieler erwartet, dass Leveldesign ist schön, aber manchmal eben einfach nur unfair. Eine Schlüsselszene war für mich damals in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug der Weg zum Heiligen Gral, wo man Hunderten von Schneidewerkzeugen ausweichen muss. Nebenbei sollte man den gähnenden Abgründen trotzen, nicht von der Decke zerquetscht zu werdet und messerwerfenden Gegnern ausweichen. Ich kann euch sagen: Hier sind nasse Hände vorprogrammiert.


Um dem Genre eines Ursprungs gerecht zu werden, folgt auch Indiana Jones Greatest Adventures demselben Pfad in Sachen Endgegner. Das bedeutet, dass euch mit großer Regelmäßigkeit ein Mittel- bzw. Endgegner über den Weg laufen wird, die jedoch alle vom Schwierigkeitsgrad recht unterschiedlich sind. Solltet ihr ab hier schlapp machen und dabei alle Continues mit ins Grab genommen haben, hilft das komfortable Passwortsystem. Dadurch das Factor 5 durch die Filmreihe eine große Levelbibliothek hatte, konnte aus grafischer Hinsicht ein große Vielfalt an erfreulich abwechslungsreichen Grafiksets Verwendung finden. Angefangen bei einem düsteren Gewölbe mit wabernden Lavafluten und einem staubigen Berglevel mit schicken Hintergrundgrafiken bis hin zu einem deutschen Schloss mit vielen Wandverzierungen erwartet euch durchweg eine sehenswerte Grafik mit vielen Details.

Selbst bei den oft hektischen 3D-Levels zeigen die Programmierer von Factor 5 trotz der Hardwarelimitierung des Super Nintendo, wozu sie in der Lage sind - das spricht eindeutig für ihr technisches Können! Leider ist das Spiel nicht ganz so schön wie vergleichsweise Super Turrican 2 oder Super Return of the Jedi. Soundtechnisch wurden der Filmsoundtrack aufs Modul gequetscht was dank großen Erkennungswert schnell dieselbe Atmosphäre aufbaut, wie es einst die Filme taten.

Dominic meint:

Dominic

Jaja, Indiana Jones Greatest Adventures hat seinerzeit viele Narben in mein Gesicht gezaubert, da der Schwierigkeitsgrad jenseits des spielbaren war. Aber die saubere Technik und die nahe Vorlage zu den Filmen ließen mich alle Schmerzen schnell vergessen. Solltet ihr in der Vergangenheit Sculptured Softwares / Lucasarts Super Star Wars Trilogie bis zum Erbrechen gespielt haben und lacht über das total überzogene Leveldesign und dem recht krassen Schwierigkeitsgrad, so seid ihr bei Indys Abenteuer genau richtig! Deswegen heißt mein Fazit: Wer hart im nehmen ist, darf Indiana Jones Greatest Adventures auf dem Super Nintendo nicht verpassen. Wer schon in Level 2 zu heulen anfängt, spielt hingegen lieber Sonic auf irgendeiner Sega-Konsole! ^_^ 

Positiv

  • Tolle Grafik und Details
  • Nahe Vorlage zu der Filmtrilogie
  • Tolle Atmosphäre

Negativ

  • Sehr sehr hoher Schwierigkeitsgrad
  • Unfaires Leveldesign
Userwertung
8.3 2 Stimmen
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Indiana Jones Greatest Adventures Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit Dezember 1994
Vermarkter Lucas Arts
Wertung 7.3
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