Der 1993 auf SEGAs ruhmreichen Model 2 Arcade-Board basierende Automat von Daytona genoss schnell Kultstatus. Atemberaubende Geschwindigkeit, bis zu 40 Fahrzeuge auf der Strecke, komplett texturiert und flüssige 60 Frames bewiesen eindrucksvoll, warum Spielhallen zu dieser Zeit noch technisch den Heimkonsolen weit voraus waren. So verschwanden regelmäßig 1DM Münzen in den Münzslots um mit bis zu 8 Spielern im Linkmodus die drei Strecken zu beackern.

Ziemlich zeitgleich mit der Ankündigung des SEGA Saturn machte auch eine Ankündigung einer Heimversion von Daytona USA für SEGAs neues Flagschiff die Runde, welche zum Release der Hardware erhältlich sein sollte. Nun machte sich SEGAs Vorzeigeschmiede AM2 an die Arbeit der Saturn-Hardware eine Daytona-Version zu schneidern, welches jedoch nicht zur vollsten Zufriedenheit aller gelang. Insbesondere auf technischer Ebene mussten Abstriche gemacht werden, zu kompliziert war die Saturn Hardware um binnen weniger Monate Entwicklung eine nahezu 1:1 Konvertierung zu ermöglichen. Inhaltlich blieb bis auf den Linkmodus alles erhalten, technisch wurde die Schere angesetzt. Die Auflösung von 640x480 wurde um die Hälfte reduziert, der Bildaufbau erfolgte spürbar später und die Bildrate drosselte AM2 auf 25 Frames. So enttäuschte Daytona USA viele Käufer und Fachzeitschriften ungeachtet der spielerischen Brillanz - gesprochen wurde meist nur über die Defizite der Konvertierung.

Hauptproblem der suboptimalen Portierung stellte jedoch nicht der technische Makel an sich dar, sondern die Konkurrenz. Denn Namco lieferte pünktlich zum Release der Playstation eine nahezu perfekte Ridge Racer Version. Zusammen mit der ebenfalls grafisch schwachen Virtua Fighter-Umsetzung hatte der Saturn schnell den Ruf weg, mit der Playstation leistungstechnisch nicht mithalten zu können. SEGAs mäßige Portierungen hatten also noch drastischere Folgen als schlicht nur zwei optisch enttäuschende Titel abzuliefern. Man begab sich selbst technisch ins Hintertreffen und musste diesen Fauxpas ausbügeln, was schließlich ein Jahr später mit Sega Rally und Virtua Fighter 2 eindrucksvoll gelang.

Inhaltlich macht Daytona USA hingegen alles richtig. Die Steuerung ist direkt, sämtliche Streckendetails setzte man ebenfalls um, das Geschwindigkeitsgefühl stimmt. Leider fehlt ein Zwei-Spieler-Modus, so dass man nur gegen die Uhr und CPU-Gegner antreten kann. Doch auch das Rennen gegen die Uhr bietet aufgrund der perfekt designten Strecken und dem guten Fahrverhalten genug Ansporn, den Titel immer wieder mal einzulegen. Geboten werden nur drei verschiedene Strecken. Das mag 2011 wenig klingen, war damals jedoch nicht unüblich. Das bereits angesprochene Ridge Racer bot nur eine Strecke in unterschiedlichen Ausbaustufen, auch Sega Rally bot nur vier Kurse. Ein weiteres Erkennungsmerkmal des Stockcar-Klassikers ist die unverkennbare Musik. Die von einem äußerst talentfreien Sänger eingesungenen Songs des Spiels werden wohl keinen Musikpreis gewinnen, haben aber durchaus Ohrwurmpotential. Nahezu jeder, der Daytona USA einmal angezockt hat, erinnert sich an »Daytona! Let‘s go away!«. Dankenswerterweise ist der Sound der Saturn-Version identisch zur Arcade-Fassung.

Videoreview zu Daytona USA: