Medal of Honor: Rising Sun im Test

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Da liegt man nichtsahnend in seiner Koje im Bauch eines großen Kriegsschiffes, als selbiges plötzlich von einer Detonation erschüttert wird. Während der Spielercharakter gerade aus dem Bett springt, folgt eine zweite Explosion, die jetzt sogar einige Schotten brechen lässt. Ihr hört einen Offizier noch befehlen: »Alle Mann an Deeeeck!« und schon seid ihr auf euch alleine gestellt.

Medal_of_Honor_Rising_Sun_11Jetzt heißt es sich durch teilweise brennende Decks und verklemmte Türen zu kämpfen, und es auf das Deck zu schaffen. Oben angelangt drückt man euch erstmal eine M1-Garaud Rifle in die Hand und befiehlt, dass Kriegsschiff gegen die angreifenden Flugzeuge zu verteidigen. Ihr erratet es vermutlich schon - natürlich seid ihr mitten in die Schlacht um Pearl Harbor geraten ...

Und die Situation wird atmosphärisch so echt rübergebracht, wie ich es eben beschrieb. Kein Wunder also, dass EA gar nicht »satt« wurde dieses erste Level immer und immer wieder begeistert den zahlreichen Pressevertretern auf der Games Convention zu präsentieren.

Doch kommen wir zur Story des neuen Medal of Honor Teils. Als von den bösen Japanern gepeinigter US-Soldat, der für Freiheit und Weltfrieden kämpft (...) nehmt ihr an diversen Feldzügen des 2. Weltkriegs im Pazifik teil.

Medal_of_Honor_Rising_Sun_16Spielt ihr im Coop-Modus, so habt ihr einen Freund an eurer Seite. Sitzt ihr hingegen alleine vor dem TV, so übernimmt die CPU euren Kameraden. Wobei natürlich gesagt werden muß, dass kein CPU-Recke spielerisch einen echten Kollegen ersetzen kann. Wer lieber gegeneinander als miteinander spielt, der findet im Hauptmenü auch noch den klangvollen Menüpunkt »Multiplayer«. Hier dürfen sich dann bis zu 4 Gamer gegenseitig beharken. Auf Wunsch lassen sich auch Bots, also CPU gesteuerte Teilnehmer zu einem kleinen Deathmatch hinreißen. Ersetzen keine menschliche Mitspieler, aber für ein paar Stunden durchaus unterhaltsam.

Wer keinen Mitspieler zur Hand hat bzw. lieber kooperativ vorgehen möchte, bekommt es mit Aufgaben, wie beispielsweise dem Ausknocken eines feindlichen Artilleriebatallions oder aber z. B. einem Überfall auf ein Munitionslager zu tun. Der Unterschied zwischen Coop und Singleplayer liegt aber nicht nur im geteilten Bildschirm. Vielmehr sind zwar die Levels gleich, allerdings haben Einzelspieler eindeutig mehr »Rätselkost« zu lösen. Und auch beim Schwierigkeitsgrad trifft es sie härter. Während beim Coop ein Tod nicht automatisch zum vollständigen Ableben und laden des letzten Speicherstandes führt (sofern euer Kamerad noch lebt, werdet ihr nach 30 Sekunden wieder »lebendig«), sind Einzelkämpfer dazu verdonnert, alles nochmal von vorne zu spielen. Und da es zwischendrin immer wiederholt einige knackige Stellen gibt, würdet ihr euch wünschen eines der seltenen Radios (= abspeichern) öfters vorzufinden.

Diese sind über die gesamten Level verteilt und zumeist in irgendwelchen abgelegen Ecken versteckt. Das übersieht man schonmal leicht. Und der Frust ist freilich groß, wenn ihr nach 30 Minuten Spielzeit sterbt und alles nochmal von vorne spielen müsst. Ein Save-Feature, das ihr per Start benutzen könnt, wäre eine tolle Sache gewesen.

 

Die KI eurer Gegner reicht von mäßig bis gut. Mal heben sie schonmal eine Granate auf und werfen sie zurück bzw. kicken sie schnell weg. Ein andermal bleiben sie aber wie die letzten Idioten einfach im Feuer eures MG‘s stehen und werden von den Garben zerhackt. Das die japanischen Soldaten todesmutig waren, ist ja hinlänglich bekannt. Aber SO todesmutig!?

Medal_of_Honor_Rising_Sun_26Apropos MG‘s - im Spiel dürft ihr zwar nicht wie in Conflict Desert Storm eigene Vehikel übernehmen, wohl aber an Feldhaubitzen und MG‘s persönlich Hand anlegen. Ansonsten habt ihr allerdings auch noch selbst ein weitreichendes Waffenspektrum zur Auswahl, das von einem normalen Infantriegewehr über eine Shotgun bis zum Scharfschützengewehr reicht. Da sollte also für jede Vorgehensweise etwas dabei sein.

Die Steuerung eures Charakters klappt schon auf Anhieb gut, nur einzelne Befehle fallen der »Buttonarmut« des Pads zum Opfer. So beispielsweise euer Nahkampfangriff, bei dem ihr mit dem Gewehrkolben einen vor euch stehenden Feind niederstreckt. In Ermangelung eines freien Buttons müsst ihr das nämlich mit einem beherzten Druck nach Links auf dem kleinen Digi-Steuerkreuz machen. Wobei ihr dafür ja die Hand vom Analogstick nehmen müsst und so nicht mehr manövrierfähig seid. Was jetzt passiert, wenn der Gegner schnell zur Seite springt und dabei sein Bajonett zwischen eure Rippen führt, könnt ihr euch selbst ausmalen ...

Und noch einen Kritikpunkt gibt es im Spiel. Es enthält einfach diverse »Schwachsinnigkeiten«. Beispiele? In einer Mission sollt ihr z. B. das Auto des deutschen Offiziers Kandler aufhalten. Also legen wir einige nette Sachen auf der Straße aus, woraufhin wenige Sekunden Kandler samt Wagen in einem Affenzahn angebraust und wieder wenige Sekunden später bereits an einer Hauswand klebt. Wenn man sich aber jetzt nach links dreht und hinsieht, wo Kandler mit Vollspeed hinfahren wollte, entdeckt man nur eine dicke Steinmauer. Ist der Kerl etwa suizid?

Medal_of_Honor_Rising_Sun_7Noch etwas - in einer Mission gegen Ende des Feldzuges werdet ihr von einem Helikopter abgeholt. Und das im Jahre 1941.... dafür alleine sollte man den Programmiern bzw. deren militärischen Berater schonmal ein Geschichtsbuch um die Ohren hauen, aber es kommt ja noch besser - zwar steht überall am Heli »US-Army«, allerdings hat das gute Stück zwei fette, rote (sowjet)Sterne an jeder Seite kleben. Äh, hallo - was zum ... ?

Und derlei »Unstimmigkeiten« lassen sich so einige in Medal of Honor: Rising Sun finden, was doch einen Schatten auf den Gesamteindruck (in Bezug auf die vom Hersteller vollmundig angepriesene superrealistische Handlung) wirft. Übrigens hätte man das Spiel als »Medal of Honor: Vietnam« veröffentlicht, wäre es sicherlich auch niemanden aufgefallen. Schließlich spielen 50% der Level in irgendwelchen Urwälder, wo Charlie ..äh.. Yoshi als Scharfschütze in den Bäumen sitzt und euch mit blauen Bohnen eindeckt.




Sebastian meint:

Sebastian

Medal of Honor: Rising Sun ist zweifelsfrei ein guter Ego-Shooter, von denen es auf dem GameCube ohnehin zu wenige gibt. Auf PS2 und Xbox ist es genau andersrum. GameCube Besitzer mit Hang zu mehr Realismus und Anspruch sehen sich besser nach Conflict Desert Storm um. Ich hatte im irakischen Wüstensand jedenfalls mehr Spaß.

Götz meint:

Götz

Kurz und knapp: Rising Sun ist ein guter Egoshooter, der unter im Schatten seines dramaturgisch perfekten Vorgänger steht. Weder Missionsdesign noch Optik rechtfertigen die Existenz. Das Herzstück bildet die intelligente Mehrspielerkomponente - als einzige Konsolenversion lädt die PS2-Edition zu zünftiger Online-Action ein, auch der Coop-Mode bietet geselligen Spielspaß. 

Positiv

  • Atmosphärischer Beginn
  • Koop-Modus

Negativ

  • KI agiert durchwachsen
  • Diverse Schwachsinnigkeiten
Userwertung
8.3 6 Stimmen
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Forum
  • von cenobite:

    Zum Spiel selber muss ich sagen, dass mir ebenfalls der Vorgänger besser gefiel, auch wenn das Setting mal eine nette Abwechslung darstellte zu den ständigen Schlachten in und um Europa. ceno...

  • von Kirbyfan:

    Das Spiel hab ich damals als nicht schlecht empfunden, aber doch schlechter als der Vorgänger in si ziemlich jeder Hinsicht, sogar grafisch.

  • von Civilisation:

    Wieso auf IGN ausweichen, wenn neXGam das Spiel ebenfalls getestet hat. Sebastian und Kai haben sich nämlich für die Seite in den Kampf gestürzt. Medal of Honor: Rising Sun Da liegt man nichtsahnend in seiner Koje im Bauch eines großen Kriegsschiffes, als selbiges plötzlich...

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Medal of Honor: Rising Sun Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2003-11-28
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 7.3
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neXGam YouTube Channel
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