Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden im Test

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Zehn Jahre ist es her, dass mit Die Gefährten der erste Teil der Herr der Ringe Filmtrilogie in die Kinos kam. Die Verfilmung der Kultbücher von J. R. R. Tolkien löste einen Hype aus, der bis heute nicht nachlässt. Nach wie vor erscheinen neue Romane von und über die Werke des Autors, aber auch andere Produkte. So bringt Warner Bros. Interactive mit Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden, das neueste Spiel im HdR Universum heraus. Perfekt, um die Wartezeit zu überbrücken, bis nächstes Jahr Der Hobbit in die Kinos kommt.

Der_Herr_der_Ringe_Der_Krieg_im_Norden_11Worum geht es in dem von den Snowblind Studios entwickeltem Game? Erzählt wird eine Geschichte, die parallel zu den Ereignissen der drei Bücher spielt. Im Norden von Mittelerde ist der Hexer Agandaûr dabei, eine Armee von Orks und Trollen zu sammeln, um den restlichen Kontinent zu erobern. Klar, dass der Spieler das nicht will und sich auf den Weg begibt, dies zu verhindern.

Bei Der Krieg im Norden handelt es sich um ein reinrassiges Action-RPG, wie man es unter anderem mit Diablo kennt. Zu Beginn besitzt man die Möglichkeit, sich zwischen dem Zwerg Farin, der magisch begabten Elfe Andriel und dem menschlichen Waldläufer Eradan zu entscheiden. Welche Wahl man auch trifft, es ist an bestimmten Stellen des Spiels möglich, eine andere Figur zu wählen. Falls man mit dem Aussehen des Charakters nicht zufrieden ist, kann man dieses überall dort, wo Spiegel hängen, seinen Wünschen anpassen. Allerdings kann man das nur bei den Protagonisten durchführen, den man in diesem Moment steuert.

Und das ist gleich das erste Manko. Es ist nicht möglich, mitten im Spiel zu wechseln. Man ist auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, das aktuelle Subjekt bis zum Ende eines Levelabschnittes zu zocken. Das macht sich besonders bemerkbar, wenn man die Ausrüstung der Begleiter überprüfen und gegebenenfalls verändern will. Das ist ebenfalls nicht möglich! Zwar kann man den Gefährten Gegenstände schenken, von denen es auch charakterspezifische gibt, nur lässt sich nicht herausfinden, ob eine bestimmte Waffe oder Rüstung besser als die aktuelle ist. Ich fand das irritierend.

Der_Herr_der_Ringe_Der_Krieg_im_Norden_3Doch gleichzeitig stellt man fest, dass sich die Entwickler schon ihre Gedanken machten. So sind die drei verschiedenen Protagonisten nicht einfach dadurch zu unterscheiden, dass sie „nur“ Nah- oder Fern-Kämpfer sind. Im Gegenteil, jede Figur verfügt über zwei Waffen, je eine für das Gefecht eng am Feind, die andere für weiter entfernte Gegner. Die Unterschiede liegen schließlich nur in der Art und Weise des Kampfgeräts. Während beispielsweise Farin zweihändige, schwere Äxte und Hämmer bevorzugt, greift Andriel zum Schwert oder benutzt ihren Stab, falls ihr ein Widersacher zu nahe tritt.

Auch das KI-Verhalten gefiel mir großartig. Wenn man in Schwierigkeiten steckt, eilen die Kameraden zur Hilfe. Sie bemühen sich, den Spieler rechtzeitig zu heilen, sofern man kurz vorm Ableben ist. Oder sie attackieren die Feinde, die den Spieler bedrängen. Das schöne Gesamtbild wird einzig dadurch getrübt, dass die Routefinding-Routinen durchwachsen sind. Es kann in verwinkelten Leveln fix passieren, dass beispielsweise Eradan nicht mitkriegt, das man eine Treppe hinaufging und zurückbleibt. Immerhin findet er kurz vorm Verlassen des Abschnitts automatisch den Weg zur Gruppe.

Die Level sind alle unterschiedlich gestaltet, sich wiederholende Design-Elemente sucht man vergeblich. Aber dafür sind die Level schlauchartig geraten. Zu Beginn will man noch instinktiv bemängeln, dass es keine richtige Kartenfunktion gibt. Doch dieses Manko verliert dadurch an Berechtigung, dass man diese nicht braucht, da der Weg von vorneherein klar ersichtlich ist. So hangelt man sich von Spielabschnitt zu Spielabschnitt. Und leider ist das Gameplay repetitiv geworden. Die Charaktere kommen meist in ein begrenztes Areal, müssen sich gegen jede Menge Feinde wehren und können, wenn alle Gegner erledigt wurden, weiter. Dieses Spielprinzip gerät auf Dauer ermüdend, weil es nicht variiert wird. Die einzige Auflockerung sind die sporadisch auftauchenden Endgegner.

Der_Herr_der_Ringe_Der_Krieg_im_Norden_66Genauso wiederholend geriet die Steuerung im Kampf. Man drischt die ganze Zeit auf einen Knopf an, nur um schließlich auf ein bestimmtes Signal hin, dem Gegenspieler mit einem anderen Button den Gar auszumachen. Immerhin ist es so einfach, flott eine hohe Schlagkette aufzubauen. Schon Ungeübte dürften zu Beginn mehr als 20 Angriffe aneinanderreihen. Also obliegt es an den RPG-Elementen, den Spielspaß zu retten. Doch leider sind diese eher spärlich gesät. Der Fokus liegt auf der Action. Die verschiedenen Missionen und Aufträge sind schmückendes Beiwerk. Wirklichen Spaß bereitet das Spiel erst, wenn man sich mit einem oder zwei Freunden durch Der Krieg im Norden kämpft. So sieht man gerne über diese Mankos hinweg und kann das Game genießen. Doch für Solo-Abende ist mir der Titel zu langweilig.

Faszinierend fand ich, welchen Figuren man begegnet. Neben den bekannten Gefährten trifft man auch Elrond und dessen Zwillingssöhne Elrohir und Elladan. Letztere tauchen nur in der Buchvorlage auf, nicht im Film.  Ebenso stößt man auf die großen Adler und Grabunholde. Beim Design orientierte man sich an den Leinwandabenteuern, was man beispielsweise an der Darstellung von Aragorn merkt, die deutlich Viggo Mortensens Züge trägt.

Der_Herr_der_Ringe_Der_Krieg_im_Norden_9Graphisch überzeugte mich das Spiel. Interessant fand ich, wie blutig der Titel ist. Mit ein wenig Übung schlägt eure Figur einem Gegner die Gliedmaßen ab und die Körperflüssigkeit schießt hervor. Dass das Spiel trotzdem ab 16 Jahren freigegeben ist, liegt daran, dass dieser Saft nicht rot, sondern schwarz aussieht. Musikalisch vermisste ich allerdings die typischen Herr der Ringe Klänge. Zwar ist der Soundtrack gut geworden, doch zieht man, wenn man die Filme sah, unweigerlich einen Vergleich zu der Musik daraus. Die Kampfgeräusche kommen klar rüber und die deutsche Synchro ist gelungen. Nur zu Beginn des Spiels hat man einen merkwürdigen Hall, der jedoch im weiteren Verlauf nicht mehr auftritt.




Götz meint:

Götz

Für Solo-Player ist Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden zu langweilig. Das Gameplay wiederholt sich zu stark. Und warum kann ich nicht auf das Inventar der Begleiter zugreifen, geschweige denn auf sie selbst wechseln? Das nervt und irritiert, ebenso wie die eintönige Steuerung. Da hilft auch die gelungene KI und Synchro nicht. Erst beim Zocken mit Freunden im Ko-Op kam Spielspaß auf.

Positiv

  • Starke Kameraden-KI
  • Im Koop-Modus unterhaltsam

Negativ

  • Für Soloplayer zu langweilig
  • Gameplay wiederholt sich stark
  • Keine Charakterverwaltung im laufenden Abenteuer
Userwertung
8.45 4 Stimmen
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Forum
  • von aldi404:

    Nach 9 Jahren hab ich endlich mal die Figur meiner CE ausgepackt und in's Regal gestellt... Leider ist das Spiel ja nicht BC und meine 360 liest keine Discs mehr T_T need remake @ea...

  • von Ut_for_Angel:

    Okay. Vielen Dank! Dann kann ich ja zu einer Gebrauchtversion greifen. Meine Frage bezog sich auf die X360 Version, hatte ich vergessen zu erwähnen...

  • von Civilisation:

    Soweit ich weiß, nein.

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Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-11-09
Vermarkter Warner Bros.
Wertung 7
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neXGam YouTube Channel
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