Nach dem enttäuschenden Medal of Honor hielt sich meine Vorfreude in Grenzen. Kann EA an den Versprechen festhalten? Wischt Battlefield 3 mit dem Konkurrenten Call of Duty den Boden? Nein - zumindest nicht im Singleplayer.
Die Einzelspielerkampagne fühlt sich ordentlich an, krankt jedoch an fehlender Eigenständigkeit. MG-Nester ausheben, Wohnkomplexe sichern, Stellungen halten, Anlagen infiltrieren - das Kennen wir bereits von der Konkurrenz. Punkte heimst Battlefield 3 bei der Inszenierung ein. Der Flug in der F/A-18 als Waffensystemoffizier oder die Panzerschlacht in der Mission Donnerlauf vermitteln ein tolles Mittendrin-Gefühl. Spielerisch nicht allzu gehaltvoll, optisch dafür äußerst ansprechend in Szene gesetzt.
Anstelle ein Effektspektakel á la Michael Bay abzubrennen, setzt DICE auf Realismus: Wenige Treffer führen zum Ableben, Waffenmodelle und Schauplätze (darunter Paris, Teheran, New York) überzeugen durch die akkurate Umsetzung. Mündungsfeuer, Sprengbrandgeschosse und Leuchtgranaten untermalen den Himmel im Nachteinsatz Operation Guillotine. Die schonungslose Darstellung - Krieg gegen Terror - vermittelt das Spiel famos.
Bei den entscheidenden Punkten (Leveldesign, KI, Storytelling) versagt Battlefield 3. Die Respawn-Funktion der Gegner und belanglosen Quick Time Events hätte man sich sparen können. Eine nette Dreingabe bringt der Zwei-Spieler-Koop mit seinen sechs Missionen mit sich.
Im Mehrspieler-Modus kracht es an allen Ecken und Enden. Die neun Maps wie Operation Metro wirken durchdacht, der klassische Serverbrowser hilft bei der Suche nach Dedicated Servern. Die überarbeiteten Gadgets und das Vier-Klassensystem fügen sich schön ins Gesamtkonzept ein.
Von den erweiterten Levelgrenzen profitieren ausschließlich Jet-Piloten. Infanterieeinheiten werden außerhalb des Einsatzgebietes als Deserteure erschossen. In den beiden beliebten Spielmodi Eroberung und Rush bekriegen sich maximal 24 Spieler. Verbindungsabbrüche, Lags und Probleme beim Connecten treten in unregelmäßigen Abschnitten auf.
Neueinsteiger müssen sich durchbeißen: Das komplexe Freischaltsystem und die gut getarnten, auf dem Boden liegenden Gegner, sorgen für Frust. Auch der nicht vorhandene Spawn-Schutz veranlasst zu Kritik. Das mehrstufige Upgrade- und Belohnungssystem motiviert ungemein. Mit ‚Back to Karland‘ erscheint im Dezember dieses Jahres der erste DLC - für Besitzer der Limited Edition kostenlos.
Im Bereich Grafik und Sound holen die schwedischen Entwickler von DICE alles aus den aktuellen Konsolen heraus. Die real klingenden Schuss- und Explosionseffekte lassen Boden und Wände zittern. Licht und Rauchschwaden schränken die Sicht auf den Schlachtfeldern ein. Um in den Genuss der hochauflösenden Texturen zu kommen, müssen Xbox 360-Besitzer den mitgelieferten HD-Pack (1.5 GB an Daten) installieren. Erkauft wird der hohe Detailgrad bei den Konsolenfassungen durch unschönes Tearing. Die Xbox 360-Fassung umfasst zwei prallgefüllte DVD´s. Die optionale englische Sprachausgabe schaltet ihr bei Bedarf hinzu.
Technisch noch mit ein paar Problemen, liegen die Stärken von Battlefield 3 eindeutig im Mehrspieler-Modus. Die vielen Upgrade- und Freischaltmöglichkeiten halten Online-Spieler bei Laune. Die Schlachten gewinnen durch den Fuhrpark zusätzlich an Intensität. Nachschub in Form von Karten, Fahrzeugen und Waffen bringt der für Dezember geplante DLC ‚Back to Karland‘ mit sich. Patches & Bugfixes sollten nicht allzu lange auf sich warten lassen..