Bomberman im Test

Nintendo DS
Außer den beiden Firmenmaskottchen Sonic und Mario gibt es nur wenige Videospielfiguren, die seit der 8-Bit-Ära praktisch jeder Zockergeneration einen Besuch abgestattet haben. Einer dieser Rolling Stones der Konsolenszene ist Bomberman, ein zerstörungswütiger Wicht, der mit Hilfe von Sprengstoff seit fast 20 Jahren ein 2D-Level nach dem anderen von fiesen Widersachern und störenden Blöcken säubert. Auch der DS bleibt nicht verschont. Wir haben das neueste Game der Reihe, das diesmal den äußerst originellen Namen Bomberman trägt, dem neXGam-Härtetest unterzogen.
Jeden Tag hört irgendjemand auf diesem Planeten zum ersten Mal etwas von Bomberman. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass diese Person sich ausgerechnet auf unsere Seite verirrt und tatsächlich keine Ahnung hat, worum es bei dem Spiel eigentlich geht, erklären wir das Grundprinzip noch einmal kurz. Bombermans Welt besteht aus 2D-Labyrinthen, die eine unterschiedliche Anzahl von blockartigen Gebilden beinhalten, welche teilweise durch den Einsatz von Bomben zerstörbar sind. Hat man Glück, bleibt nach einer Explosion ein nettes Extra liegen, dessen Aufsammeln mit neuen Fähigkeiten belohnt wird. Natürlich müssen neben den Blöcken auch Gegner in die Luft gejagt werden.




Das Aushängeschild des ersten DS-Teils der Endlosreihe ist eindeutig der Kampf-Modus. Wer mehrere DS-Besitzer kennt, sollte den Kauf des Games eventuell geheim halten, denn sonst besteht die Gefahr, dass demnächst mehrere Zelte im Garten stehen, weil sich niemand mehr außerhalb der Netzwerk-Reichweite aufhalten möchte. Bomberman ermöglicht mit nur einem Modul kabellose Duelle mit bis zu acht menschlichen Zockern. Obwohl sich Lücken im Freundeskreis problemlos mit computergesteuerten Gegnern, die in drei Schwierigkeitsgraden verfügbar sind, auffüllen lassen, steigt der Spielspaß tatsächlich mit jedem Teilnehmer aus Fleisch und Blut stark an. Wer es einmal geschafft hat, zwei oder drei Gleichgesinnte um sich zu versammeln, wird sich danach wünschen, in einem japanischen Hochhaus mit Mini-Apartments zu wohnen, um ständig komplett gefüllte Runden des Spiels vorzufinden.

Auch wenn es kaum zu glauben ist, schlägt die DS-Version von Bomberman im Multiplayer-Bereich tatsächlich alle Mitglieder seiner Ahnengalerie. Kein anderes Game der Reihe bietet so viele unterschiedliche Arenen und Einstellungsmöglichkeiten. Jedes der 29 Spielfelder beinhaltet eigene Gameplay-Elemente oder Regeln und erfordert neue Taktiken, um zu gewinnen. Neben der altbewährten Variante, in der dem letzten Überlebenden die Siegerkrone überreicht wird, gibt es zum Beispiel auch Levels, in denen es darum geht, ein bestimmtes Objekt als erster zu erreichen. Sehr spaßig ist es auch, vor Ablauf der Zeit zu versuchen, ein besonders großes Gebiet durch Explosionen einzufärben. Beginnt man erst einmal damit, an einigen der Optionen zu basteln, die unter anderem auch die Einteilung in mehrere Teams ermöglichen, ergeben sich viele geniale Kombinationen, die nächtelangen Spielspaß garantieren.



Die größte Neuerung wird durch die Hardware ermöglicht. Im Multiplayer-Modus werden nämlich fast alle Schlachten auf beiden Bildschirmen des Systems ausgetragen. Das deutlich gewachsene Spielfeld passt sehr gut zum explosiven Gameplay. Endlich hat man genug Platz, um sich richtig auszutoben und wenn man den Überblick behält, lassen sich Gegner, die sich zu stark auf ihre direkte Umgebung konzentrieren, auch aus weiter Entfernung mit geschickten Manövern ausschalten. Was die Extras angeht, kann man das aktuelle Bomberman als eine Art Best Of der Serie bezeichnen. Die verheerende Power-Bombe, die einen unglaublichen Radius hat sowie der gute alte Schuh, der es möglich macht, einen Sprengsatz mit einem Tritt in eine bestimmte Richtung zu befördern, sind nur zwei der insgesamt zwei Dutzend Extras, die für Stimmung sorgen. Dazu gesellen sich noch eine Handvoll Symbole, die man meiden sollte, da sie negative Auswirkungen haben. Die Möglichkeit, Bomben und Schilde per Sprachsteuerung zu nutzen, ist zwar anfangs ganz witzig, verliert aber nach ein paar Schrei-Duellen wieder seinen Reiz.



Obwohl Bomberman in der Konsolensteinzeit als Einzelspieler-Abenteuer startete, wurde die Serie später durch eine ganze Reihe von Multiplayer-Highlights für verschiedene Systeme bekannt. Auf DS hält sich der Spaß leider stark in Grenzen, wenn man sich allein mit dem explosiven Modul beschäftigt. Der Solo-Modus bietet insgesamt 100 Levels, die auf zehn verschiedene Welten aufgeteilt sind. Dummerweise werden hier kaum Überraschungen geboten. Die computergesteuerten Gegner, die durch die Gänge laufen, unterscheiden sich nur wenig in ihren Fähigkeiten. Manchmal trifft man auf ein Monster, das nur von einer bestimmten Seite verletzbar ist, in anderen Spielabschnitten lauern Kreaturen, die erst nach mehreren Attacken den Weg alles Sterblichen gehen.

Interessant ist, dass in allen Einzelspieler-Levels außer den Boss-Kämpfen der untere Bildschirm zum Verwalten der Extras genutzt wird. Sammelt man Items ein, werden diese nicht automatisch ausgelöst, wie es in den regulären Kämpfen der Fall ist. In übersichtlichen Menüs finden sich die einzelnen Symbole wieder, so dass man sie jederzeit aktivieren kann. Auch zwischen den Levels darf man in aller Ruhe überlegen, welche Extras die kommende Herausforderung besonders erleichtern könnten. Dummerweise versteckt in dieser eigentlich guten Idee auch eines der großen Mankos des Games. Es liegen einfach zu viele Power-Ups herum. Selbst extrem mächtige Waffen wie ferngesteuerte Bomben oder Sprengstoff, der mehrere Blöcke zerstört, wurden von den Machern des Spiels sehr inflationär verteilt. Da stört es den Bomberman-Veteranen nur wenig, wenn er tatsächlich mal ein Leben verliert, denn die volle Stärke der eigenen Spielfigur ist schnell wieder hergestellt. Auch die oft ähnlich agierenden Bosse, die am Ende jeder Welt warten, stellen kaum ein Hindernis dar, wenn man mit einem Extraleben und den richtigen Items in die Schlacht zieht.



Leider verkommt der Solo-Modus durch die genannten Mankos zu einem fast lächerlich leichten Durchmarsch. Spaß macht es zwar, sich durch die hundert kleinen Herausforderungen zu bomben, aber in früheren Bomberman-Inkarnationen wurde einsamen Zockern oft wesentlich mehr geboten. Denkt man beispielsweise an den genialen Auftritt des sympathischen Bombenlegers auf dem Sega Saturn, der sowohl einen umfangreichen Story-Modus als auch Herausforderungen mit anschließender Bewertung der Leistung beinhaltet, erkennt man, dass die DS-Fassung etwas lieblos zusammengewürfelt wurde. Hat man einmal das Ende des Einzelspieler-Abenteuers erreicht, das übrigens völlig ohne Story oder Zwischensequenzen präsentiert wird, motiviert wirklich nichts zum erneuten Durchspielen. Was bleibt ist das Warten auf weitere DS-Besitzer oder reguläre Kämpfe gegen computergesteuerte Kontrahenten, was dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten lange Spaß machen kann.

Obwohl das Spiel allen bisherigen Handheld-Ausflügen seines Namensgebers in optischer Hinsicht überlegen ist, ist Bomberman kein Grafik-Highlight, wenn man es mit anderen DS-Titeln vergleicht. Man darf aber nicht vergessen, dass Übersichtlichkeit bei einem Spiel wie diesem extrem wichtig ist. Diverse 3D-Experimente wirkten sich immer negativ auf das altbewährte Bomberman-Gameplay aus und so ist die Entscheidung der Programmierer, sich auch diesmal auf einen eher simplen Look zu beschränken, sehr positiv zu bewerten. Weder Animationen noch Effekte gehen über das Nötigste hinaus. Dafür ist alles schön farbenfroh und auf dem Bildschirm herrscht mehr Bewegung als in einem Bienenstock.



Die Musik nervt. Oldie-Fans mögen zwar in nostalgische Schwärmerei verfallen, wenn sie die simplen und schnellen Melodien hören, aber nach wenigen Minuten werden die Piepstöne doch etwas unangenehm. Wirklich schlimm ist, dass im Kampf-Modus immer wieder das gleiche altbekannte Bomberman-Hauptthema aus dem Lautsprecher tönt. Wenn man sich allein durch die Einzelspieler-Levels kämpft, wird zwar ein wenig variiert, aber im Endeffekt hört sich alles ziemlich gleich an. Daran ändern auch die niedlichen Sprachsamples und die äußerst unspektakulären Effekte nicht mehr viel.

Tim meint:

Tim

Auch auf Nintendos Touchscreen-Handheld bleibt für die Bomberman-Serie fast alles beim Alten. Multiplayer-Freunde, die sich häufig in Gesellschaft gleich gesinnter DS-Zocker befinden, brauchen dieses Spiel! Wie schon auf PC-Engine, Sega Saturn und einem halben Dutzend anderer Systeme gehören die herrlich hektischen Sprengmeisterduelle auch für Besitzer aktueller Hardware zum Pflichtprogramm bei geselligen Mehrspieler-Nächten. Dank der umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten ist der Mehrspieler-Modus diesmal so gut, dass man automatisch versucht ist, ab jetzt nur noch DS (was ist eigentlich die Mehrzahl von DS… DSe oder gar DSen?) zu Geburtstagen und Weihnachten zu verschenken, um mehr Kontrahenten zu haben. Kontaktscheue Soziopathen oder Menschen, die wegen mangelnder Körperhygiene mehr als 30 Meter Abstand zu jedem kabellosen Netzwerk halten müssen, sollten sich den Kauf allerdings gut überlegen. Einzelkämpfer werden aufgrund der viel zu einfachen und etwas ideenlosen Solo-Levels nämlich schnell die Freude an Bomberman verlieren.

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Bomberman Daten
Genre Geschicklichkeit
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 30.06.2005
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7.5
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neXGam YouTube Channel
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