Bereits die Hintergrundstory gestaltet sich reichlich abgefahren. Das Game verschlägt einen in die Maritsu Evil Academy, die über eine etwas unkonventionelle Hausordnung verfügt. Klassische Streber sind verpönt, Schüler, die dem Unterricht unerlaubt fern bleiben oder keinerlei Hausaufgaben einreichen, gelten hingegen als Musterknaben. In dieser verdrehten Welt schlüpft der Spieler nun in die Haut des ehrgeizigen Studenten Mao, der seinen Vater den Vorsitzenden (lol) übertreffen möchte. Auf Maos Odyssee zu diesem hochgesteckten Ziel stellen sich euch zahllose Widersacher und Mitstreiter in den Weg.
Hinter der extravaganten Storyline verbirgt sich ein klassisches Strategie-Rollenspiel in feinster Final Fantasy Tactics-Tradition mit einem enormen Umfang. Rund 40 Stunden werden für das erste Durchspielen benötigt, danach hat der kampferprobte Spieler die Wahl besonders herausfordernde Maps zu betreten oder das ganze RPG erneut mit seinen bereits antrainierten Statuswerten zu bestreiten. Als maximale Levelgrenze haben die Entwickler ambitionierte 9999 ausgegeben – Leidenschaftliche RPGler können also schon mal getrost den Job kündigen und die Freundin in die Wüste schicken.
Das Kampfsystem gestaltet sich ausgesprochen komplex und läuft strikt rundenbasiert ab. Die Map ist hierbei wie ein Schachbrett aufgebaut, das mit sogenannten Geo-Blocks gespickt ist. Diese bewirken je nach Typ positive wie negative Statusänderungen bei eurer Party und wollen somit für eine effektive Strategie berücksichtigt werden. Ein weiteres bedeutsames Gameplay-Element ist das Werfen von Interieur und befreundeten Einheiten. Auf diese Weise lassen sich zunächst unerreichbare Positionen erklimmen, die euch einen entsprechenden Vorteil im Kampf bescheren. Jeder Charakter ist auf eine Waffenklasse spezialisiert, nur wenn er mit den passenden Schlagutensilien ausgerüstet wird, kann er dessen Special Moves nutzen. Neue Skills lassen sich gegen Mana eintauschen, welches ihr in den zahllosen Auseinandersetzungen sammelt. Unterschiedliche Charakterklassen und deren Eigenheiten – so lassen sich Monster beispielsweise in Waffen verwandeln, die wiederum von den übrigen Protagonisten genutzt werden können – sorgen für weitere spielerische Würze.
Widmen wir uns der Präsentation. Okay... sagen wir mal wohlwollend, wir mögen alle den Ultra-Deformed-Chibi-Manga-Look und haben ein Faible für Retro-Feeling. Selbst dann ist die Disgaea 3 Optik ein Schlag ins Gesicht – mit einem Nieten besetzten Stahlhandschuh. Von Filtering und Auflösung mal abgesehen, würden diese Grafikroutinen jede PSone unterfordern. Reichlich „mutig“ von Nippon Ichi so etwas in Jahre 2009 für die hochgezüchtete PlayStation 3 zu veröffentlichen. Auch wenn grafische Hochgenüsse bei Rollenspielen traditionell zu vernachlässigen sind – etwas mehr Eyecandy hätte es schon sein dürfen. Die akustische Untermalung gestaltet sich ebenso unspektakulär – zudem sind gute Englischkenntnisse Pflicht.
Die pixeligen Bitmaps sind eine Beleidigung jeglichen ästhetischen Empfindens, hier gibt es nichts zu beschönigen. Wer über diese äußeren Unzulänglichkeiten aber hinwegsieht, tiefer in das Spiel eintaucht und sich auf Disgaea 3 Absence of Justice einlässt, wird jedoch mit einem extrem umfangreichen und komplexen Strategie-Rollenspiel alter Schule belohnt. Fans der Materie kommen ebenso auf ihre Kosten wie Freunde abgefahrener Nippon-Märchen.