Family Ski & Snowboard im Test

Nintendo Wii
Wii Fit und das dazugehörige Balance Board haben sich weltweit fast so gut verkauft wie geschnittenes Brot. Da ist es etwas verwunderlich, dass so wenige Software-Schmieden die erfolgreiche Hardware bisher mit neuen Spielen versorgt haben. Besonders auf dem europäischen Markt muss der bewegungsfreudige Nintendo-Fan lange suchen, um passendes Futter fürs Laufwerk zu finden. Wenigstens Family Ski konnte in den letzten Monaten für etwas Abwechslung auf der bewegungsempfindlichen Waage sorgen. Nun steht der Nachfolger der Wintersport-Simulation bereit und wir verraten euch, ob sich der Kauf lohnt. Den Preis für den originellsten Namen hat sich das Game jedenfalls bereits verdient. Bei Family Ski & Snowboard soll es im Vergleich zum Vorgänger eine große Neuerung geben. Was kann das bloß sein?

Dem Sonnenuntergang entgegen reitet der einsame Schneecowboy auf seinem treuen Board.


Eine richtige Story gibt es nicht, aber bei einem Spiel dieses Genres hätte das wohl auch niemand ernsthaft erwartet. Die Macher haben eher eine Light-Version der guten alten Tony Hawk-Erzählstruktur gewählt. Sobald ein Mii ausgewählt oder ein neuer Charakter mittels Editor gebastelt wurde, findet man sich in einem großen Skigebiet wieder. Lifte befördern den Hobbysportler zu den verschiedenen Abfahrten und überall stehen Gleichgesinnte herum, die schlaue Tipps auf Lager haben oder Aufträge verteilen. Rennen gegen Computergegner oder die Uhr stehen ebenso bereit wie eine Vielzahl von Trickherausforderungen. Gelegentlich darf man auch eine etwas umfangreichere Mission in Angriff nehmen, bei der verschiedene Gegenstände oder Personen aufgespürt werden müssen.


Das Balance Board eignet sich tatsächlich ausgezeichnet, um knifflige Kurven zu meistern.


Wenn man Games danach beurteilen würde, wie bescheuert man beim Spielen aussieht, könnte sich Family Ski & Snowboard problemlos Höchstnoten sichern. Um eine Kurve zu meistern muss selbstverständlich das Körpergewicht in die entsprechende Richtung verlagert werden. Deutlich lustiger ist jedoch, dass auch der Schwung genau so erzeugt wird, wie man es von der echten Skipiste gewohnt ist. Unzählige Male werden Wiimote und Nunchuk an der Körpermitte vorbei bewegt, um Tempo aufzubauen. Dass bei dieser Aktion im Sekundentakt das Kabel vor den Bauch oder den Schritt klatscht sorgt zwar nicht für Schmerzen aber für Heiterkeit bei allen Anwesenden.

Die Steuerung funktioniert in allen Varianten sehr gut. Sobald die Feinheiten im Umgang mit dem Balance Board verinnerlicht sind, kann tatsächlich jedes Kind die Berge unsicher machen. Und genau aus diesem Grund ist Family Ski & Snowboard auch ein gelungenes Spiel für jüngere Semester oder Familien, die gern zusammen vor der Konsole Verrenkungen ausführen. Auch wenn die kleinsten Wii-Fans sicherlich nicht dazu in der Lage sind, die diversen Herausforderungen zu meistern, ist die Wahrscheinlich sehr hoch, dass sie sich beim ziellosen Umherfahren köstlich amüsieren werden. Das Snowboard, die einzige wirklich große Neuerung im Vergleich zum Vorgänger, bietet kein völlig neues Spielerlebnis, ist aber etwas anspruchsvoller in der Steuerung als die Ski und darum für ältere Semester empfehlenswert. Ein Balance Board ist übrigens keine zwingende Voraussetzung. Auch durch gleichzeitiges Kippen beider Standard-Controller-Einheiten in eine Richtung lassen sich Kurven bewältigen.


Gegen kleine Mädchen verlieren? Niemals! Mit ein paar Gegnern auf der Strecke kommt durchaus Stimmung auf.


Bei trickbasierten Sportspielen hängt viel davon ab wie viele Stunts es gibt und wie groß der Spaßfaktor bei der Ausführung ist. In Sachen Quantität kann Namcos neues Produkt nicht mit der Konkurrenz mithalten. “Erwachsene“ Genrevertreter wie Tony Hawk, Skate it oder Amped haben deutlich mehr verrückte Aktionen auf Lager. Dennoch wirkt das System bei Family Ski & Snowboard durchdacht und beinhaltet diverse coole Aktionen aus den wichtigsten Trick-Kategorien. Grabs, Grinds und Luftakrobatik dürfen nicht nur einzeln gezeigt, sondern selbstverständlich auch kombiniert werden, um besonders viele Punkte zu kassieren. Statt wirklich komplizierten Tastenkombinationen werden meistens bestimmte Bewegungen mit Wiimote und Nunchuk gefordert, wodurch das Spiel gut auf die Möglichkeiten der Hardware abgestimmt wurde. Die überschaubare Anzahl an Tricks und die Tatsache, dass es nicht möglich ist, nahezu unendliche Combos auszuführen, dürften die Stimmung bei Genre-Experten nach einer Weile etwas trüben. Auch in diesem Bereich zeigt sich, dass sich das Produkt eindeutig an jüngere Zocker und bewegungsfreudige Menschen wendet.

Kommen wir zu den Mankos, von denen es deutlich mehr gibt als der bisherige Bericht vermuten lässt. Zunächst einmal fällt auf, dass das Game einfach eine äußerst merkwürdige Struktur hat. Das fällt schon in den Menüs auf, die oft zu wenige Informationen zu den Modi bieten. Auf den Bergen dürfen zwar alle möglichen Abfahrten mit Liften oder auf Wunsch auch per Abkürzung aufgesucht werden, aber einzelne Herausforderungen lassen sich nicht so leicht anwählen. Gemein ist auch die Tatsache, dass es zwar eine gelungene Ski & Snowboard-Schule gibt, in denen alle Tricks erklärt werden, innerhalb der Wettkämpfe sucht man diese wichtigen Informationen allerdings vergeblich. In ähnlichen Spielen reicht normalerweise ein Knopfdruck, um schnell nachzusehen, wie ein bestimmter Grab oder Spin ausgeführt wird, doch hier gibt selbst die gedruckte Anleitung keinerlei Tipps. Da ist der ehrgeizige Zocker tatsächlich gezwungen, sich alle Feinheiten der Steuerung einzuprägen, was etwas viel verlangt ist.

Family Ski & Snowboard ist einer der vielen Gründe dafür, dass Nintendos Wii unter Profis den Ruf eines “Casual Gamer“-Systems hat. Es gibt außer ein paar Klamotten zum Einkleiden der eigenen Spielfigur eigentlich nichts freizuspielen. Alles ist von Beginn an verfügbar und eine gelungene Abfahrt wird lediglich mit Punkten oder einer knapperen Zeitvorgabe beim nächsten Versuch belohnt. Neue Strecken, waghalsigere Tricks oder Verbesserungen der Fähigkeiten des virtuellen Stellvertreters sind nirgendwo versteckt, was auf Dauer mehr als langweilig ist.


Wirklich groß sind die Unterschiede zwischen neu kreiierten Figuren und Miis nicht.


Wer einen sehr tiefen Geldbeutel hat, könnte den wahnsinnigen Plan verfolgen, vier Balance Boards zu kaufen, um das ultimative Wintersport-Spektakel ausrichten zu können. Doch obwohl wir hier bei neXGam die Videospielverrücktheit in all ihren Formen fördern, raten wir in diesem Fall davon ab, die schwer oder leicht verdiente Kohle zu investieren. Das Game unterstützt nämlich nur ein Balance Board, jeder zusätzliche Spieler ist auf die alternative Steuerung beschränkt. Mit ein paar Freunden lässt sich allerdings auch ohne weitere Hardware ein wenig Spaß aus der Disc kitzeln. Während erwachsene Einzelspieler im Hauptmodus schnell die Lust verlieren werden, bewahren sich die Split-Screen-Multiplayer-Rennen und Trick-Herausforderungen deutlich länger ihren Reiz.


Eine tolle Weitsicht! Dafür lohnt es sich doch, früh aufzustehen.


Obwohl die Käufer keine grafische Offenbahrung erwartet, ist Family Ski & Snowboard ein solide gestaltetes Game. Weder Miis noch neu gebastelte Figuren warten mit sonderlich vielen Details oder auffällig guten Animationen auf. Dafür darf man sich aber über eine konstante Framerate und eine beeindruckende Weitsicht freuen, was bei einem Spiel dieser Art auch besonders wichtig ist. Statt Einheitsbrei gibt es abwechslungsreiche Strecken zu sehen. Mal kann man sich auf einer Buckelpiste mit Sprungschanzen austoben und kurze Zeit später findet man sich auf einem Kurs mit engen Kurven und gefährlichen Bäumen wieder. So bekommt man nicht nur spielerisch sondern auch optisch in regelmäßigen Abständen etwas Neues geboten. Trotz der Tatsache dass kein Effektfeuerwerk abgebrannt wird, ist viel auf dem Bildschirm los. Computergesteuerte Charaktere wirbeln bei ihren Fahrten Schnee auf, bauen Unfälle oder unterhalten sich friedlich. Das sorgt natürlich für die richtige Stimmung, auch wenn die Hüttengaudi mit volltrunkenen DJ-Ötzi-Fans anscheinend nicht ihren Weg in die virtuelle Welt gefunden hat.

Der Soundtrack ist erstaunlich umfangreich, überrascht aber leider nicht mit einer originellen Songauswahl. Die meisten Songs stammen aus den Bereichen Kinder-Pop und Kinder-Techno. Die Beats pro Minute sind sehr familienfreundlich angesetzt, so dass selbst ein ruhebedürftiger Großvater nicht aus dem Rhythmus kommt. Mit vielen Voice-Samples und teilweise sogar ausgewachsenem Gesang wurde die eine oder andere Melodie veredelt. Selbst Videospielveteranen gehen nicht vollkommen leer aus, denn zumindest ein paar klassische Namco-Stücke, wie beispielsweise das Pac-Man Thema, sind in Remix-Versionen vorhanden.


Ein langer Grind macht nachts bei entsprechender Beleuchtung gleich doppelt so viel her.

Tim meint:

Tim

Wie der Name schon sagt, richtet sich die Software hauptsächlich an Familien und somit auch an Nachwuchszocker. Diese Zielgruppe wird auch tatsächlich gut bedient, denn das Game ist sehr einsteigerfreundlich. Freunde der beiden enthaltenen Sportarten und Besitzer des Balance Boards können aufgrund der fehlenden Alternativen ein Probespielchen wagen. Doch obwohl die Steuerung gelungen ist und zum wilden Gezappel auf Nintendos weißen Fitnessklotz einlädt, werden ältere Semester schnell die Freude an Family Ski & Snowboard verlieren. Zu wenige echte Herausforderungen und eine merkwürdige Grundstruktur verscheuchen anspruchsvolle Konsumenten innerhalb von einer Stunde. 

Positiv

  • Einsteigerfreundlich
  • Gute Balance Board Steuerung
  • Im Multiplayer für einen netten Familienabend geeignet

Negativ

  • Kaum Herausforderungen für ältere Zocker
  • Wenig Tricks
  • Keine guten freispielbaren Extras
Userwertung
10 1 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Family Ski & Snowboard Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 26. Februar 2009
Vermarkter Atari
Wertung 6.7
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen