Ferrari Challenge im Test

Nintendo Wii
Ferrari - der rote Traum. Man muß nicht einmal besonders viel für Autos übrig haben, um den luxuriösen Boliden aus dem italienischen Maranello zu verfallen. Ferrari steht wie sonst vielleicht nur noch Rolls-Royce (bei Limousinen) für extravagante Sportwagen, hohe Qualität und ein elitäres Lebensgefühl. Was der Mehrheit von uns bislang wohl verwehrt blieb, darf nun auf dem Nintendo Wii nacherlebt werden - bei Tempo 300 mit einem roten Ferrari über Rennpisten flitzen...
Entwickelt wurde Ferrari Challenge dabei von niemand geringeren als der britischen Kultschmiede System 3, die sich (zur Freude aller C64 Veteranen) für die The Last Ninja Reihe, aber auch (zum Kummer aller Wii-Besitzer) Super Fruit Fall verantwortlich zeichnen. Was - oder besser - darf man überhaupt etwas erwarten?




Das darf man in der Tat, denn soviel sei vorweggenommen - wer als Ferrari Fan immer noch auf Yu Suzuki's Ferrari F355 auf SEGA Dreamcast schwört, darf den Titel endlich aufs verdiente Altenteil schicken - Ferrari Challenge macht seine Sache in allen Belangen besser.

Das beginnt schon beim schlichten Zahlenspiel - 16 Originalstrecken (inkl. der legendären Ferrari Teststrecke Fiorano) sowie über 50 Modelle der Ferrari Rennserie wurden liebevoll und detailliert ins Spiel übertragen. Spielerisch stehen sowohl ein Arcade Modus, als ein Quick Race Modus für die kleinere Raserei zwischendurch zur Verfügung. Für Rennspielfans mit mehr Appetit eignet sich hingegen die Spielmodi Herausforderung, bei dem eine Reise rund um den Globus unternehmt und euch auf verschiedensten Rennstrecken - von Monza bis Silverstone beweisen müsst.




Habt ihr euch dann schließlich für eines der anfänglich frei anwählbaren Ferrari-Modelle inklusive Schwierigkeitsgrad entschieden, geht es schließlich hinaus auf den staubigen Asphalt. Und was soll ich sagen? Seit dem dafür berüchtigten Richard Burns Rally auf dem Gizmondo bin ich in den ersten fünf Spielminuten nicht mehr so oft neben der Strecke gewesen. Was aber weniger mit einer miesen Steuerung, als vielmehr meinem Arcade Fahrstil zu tun hat. Ferrari Challenge ist nämlich ganz sicher kein Vollgas-um-die-Kurve-werfen Racer, bei dem einzig gute Reflexe und ein ausdauernder Daumen notwendig sind. Vielmehr will der rote Hengst sorgsam um Kurven geführt, um dann auf der Gerade in den Galopp versetzt zu werden. Gerade das gefühlvolle Handling der eigenen Karosse erfordert dabei Erfahrung von Feingefühl und unterscheidet Ferrari Challenge für Nintendo Wii stark von anderen typischen Vertretern seiner Zunft.



So werdet ihr zwar anfänglich auf der Ferrari Teststrecke erstmal üben müssen, doch wird es dank einer angenehmen Lernkurve niemals unangenehm den Boliden über den Kurs zu schieben - zumal man tatsächlich mit jeder Runde die eine oder andere Schikane, Kurve oder Spitzkehre wieder einen Tick besser zu nehmen weiß. Allerdings sollte man sich nicht schämen, hier zunächst alle möglichen Fahrhilfen (ABS, ESP, ..) und die Anzeige für die Ideallinie zuzuschalten, um sich erstmal ins Spiel zu finden. Zudem solltet ihr allerdings vorher unbedingt in die 3rd-Person Perspektive hinter den Wagen wechseln, denn die als Standard gesetzte Cockpit-Perspektive sieht nicht nur wenig prickelnd aus, sie bietet auch noch die schlechteste Übersicht von allen Kameraeinstellungen.



Und die Übersicht ist wirklich überlebenswichtig, allein schon aufgrund eurer Konkurrenz. Wer auf dem Schwierigkeitsgrad Anfänger fährt, braucht sich hier keine Sorge zu machen - ab "Normal" beginnen eure Gegner allerdings schon mal "Kampflinie" zu fahren und die Ideallinie zu verlassen, um euch das überholen zu erschweren. Teilweise wird dann auch schon mal ganz ungeniert versucht euch von der Strecke zu drängen und ebenso wie ihr selbst dies tun solltet, werden auch die CPU-Fahrer Tricks & Kniffe wie im Windschatten fahren verwenden. System 3 hat hier tatsächlich einen guten Job in Sachen KI abgeliefert, was man dem Briten nach ihren letzten Werken gar nicht so zugetraut hätte.



Die Experimente mit der Nintendo Wii Steuerung wusste man sich zudem zu verkneifen - hier wird ähnlich wie mit klassischen Pads dank einer Kombination aus Wiimote und Nunchuck gespielt. Alternativ lässt sich auch nur mit einer waagrechten Wiimote spielen, aber das kommt nicht halb so gut. Das GameCube Pad wird übrigens leider nicht unterstützt. Dafür lenkt ihr mittels Analogstick euren Ferrari durch die Kurven und gebt mittels B-Button an der Unterseite der Wiimote Gas - eine Kombination, die recht gelungen ist. Auch weil man so noch problemlos an den A-Button der Wiimote kommt und dadurch schnell mal einen Blick in den Rückspiegel zu werfen vermag, um die Position des Verfolgerfelds zu überprüfen.


Hinsichtlich der Präsentation kann man den Engländern zudem ein Lob bescheinigen. Zwar bin ich immer noch überzeugt, dass auch ein GameCube mit entsprechender Programmierung ähnliches leisten kann, gemessen am gegenwärtigen Trend hin zur Vernachlässigung der technischen Aspekte bei einer Nintendo Wii Entwicklung haben sich die Macher aber ein Lob verdient. Die Strecken hätten zwar an den Rändern hin und wieder mal noch etwas mehr Details vertragen können, sehen aber dennoch sehr schön aus und tragen zur gelungenen Atmosphäre von Ferrari Challenge bei. Was übrigens auch für die Soundkulisse mit eher rockigen Beats gilt, die sich aber bewusst im Hintergrund hält - dafür fallen liebevolle Details wie z. B. ein aufgeregter Streckensprecher auf, dessen (italienische?) Kommentare ihr bei der Vorbeifahrt an den Zuschauertribünen vernehmen könnt.

Sebastian meint:

Sebastian

Ferrari Challenge hat mich überzeugt! Zwar war ich die erste Spielstunde nur damit beschäftigt Kieselsteine per Hand aus meiner Rücksitzbank zu poppeln (ergo - ich bin mindestens fünf Dutzend Mal von der Strecke geflogen) aber Ferrari Challenge war zu keinem Zeitpunkt frustrierend. Die Mischung aus Realismus und einem Quentchen Arcade Gameplay sorgt für gute Unterhaltung, die technische Umsetzung ist vorbildlich (inklusive 480p Kompatibilität & 50/60 Hz Modus) und bietet im Hauptmenü sogar noch den netten Bonus, ein Ferrari Quartett-Kartenspiel gegen die CPU zu spielen - so wie man sich in meiner Jugendzeit auf langen Urlaubsreisen die Zeit vertrieb. :-) Auf dem Nintendo Wii ist Ferrari Challenge zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedenfalls außer Konkurrenz und eindeutig als Genrekönig im Bereich Rennsimulationen anzusehen. Wem es also mal wieder nach einem wirklich guten Racer mit motivierender Lernkurve gelüstet, der sollte hier unbedingt zugreifen. Ich muß nun wieder zurück auf die Rennstrecke nach Mugello - das nächste Qualifying ruft! 

Positiv

  • Tolles Fahrgefühl
  • Großartige Atmosphäre
  • Hübsche Präsentation

Negativ

  • Kein Multiplayer
  • Cube Pad nicht unterstützt
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Ferrari Challenge Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 04. April 2008
Vermarkter KochMedia
Wertung 7.9
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