Final Fantasy XI im Test
Aber das Hauptaugenmerk in einem MMORPG liegt nun mal auf der Erkundung, dem Kampf und dem damit verbundenen Aufleveln. Und genau hier wird dem Neuling der Einstieg richtig schwer gemacht. Das Kampfsystem von Final Fantasy XI kommt mit sehr niedriger Spielgeschwindigkeit daher und zwingt euch quasi, euch eine Gruppe von Gleichgesinnten (sprich Anfängern) zu suchen und mit ihnen zusammen pausenlos die gleichen Gegnerarten niederzumetzeln, bis euer Level langsam aber sicher steigt. In einer Stadt ist es dabei immer möglich, den zu Beginn gewählten Job zu wechseln. Sprich ein Level 20 Krieger kann ein Schwarzmagier o.ä. werden, allerdings startet ihr im neuen Job dann wieder auf Level 1... ihr solltet euch also zu Beginn lieber sicher sein. Denn das Spiel bietet euch nur einen Slot für einen Charakter, mehrere Charaktere gleichzeitig sind also (ohne Zusatzzahlung) nicht möglich. Und wo wir gerade beim Zahlen sind... Square Enix will von euch eine monatliche Zahlung sehen, damit ihr Final Fantasy XI spielen könnt. Da im Spiel alles über den eigenen Service PlayOnline läuft, ist ein Xbox Live Gold Konto nicht zwingend notwendig.
Weiteres Geld solltet ihr in eine anständige USB-Tastatur investieren, denn ohne die macht Final Fantasy XI auf der Xbox 360 noch weniger Spaß als sowieso schon. Da alle erhältlichen Fassungen des Spiels auf den gleichen Servern laufen und ihr als Xbox 360 Spieler somit auf PlayStation 2 und PC-Nutzer trefft, gibt es keinen Voice Chat. Über die Xbox 360 Steuerung könnt ihr zwar chatten, aber eben nur mit einem Spieler. Die USB-Tastatur ist also ein Muss, wenn ihr euch mit anderen FFXI Spielern unterhalten wollt. Was ihr außerdem braucht ist Geduld und freien Speicherplatz auf eurer Xbox 360 Festplatte (Core Besitzer brauchen das Spiel gar nicht erst zu kaufen). Von dem Moment, an dem ihr Final Fantasy XI in eure Xbox 360 legt bis hin zu euren ersten Schritten in der Spielewelt vergehen rund 3 (!) Stunden und +/- 4 GB auf der 360 Festplatte verschwinden ,,,) Nach Installation, Updates und Registrierung geht es dann endlich an die Erstellung des Alter Egos. Netter Nebeneffekt ist, dass ihr durch die Registrierung bei PlayOnline eine E-Mail Adresse bekommt und somit über den PlayOnline Viewer via Xbox360 E-Mails empfangen und verschicken könnt.
Sobald ihr im Spiel seid solltet ihr es euch besser gemütlich machen, denn bevor ihr nicht 3-4 Stunden gespielt habt, seid ihr ein Nichts. Am besten macht ihr euch direkt auf die Suche nach einer Gruppe Gleichgesinnter, denn Individualisten haben in Final Fantasy XI nicht den Hauch einer Chance. Dann geht das bereits beschriebene Schema los, sprich die gleichen Monster werden wieder und wieder aufs Kreuz gelegt, bis sich ganz langsam der Fortschritt bemerkbar macht. So wird Final Fantasy ganz schnell zu echter Arbeit und der Spaß bleibt auf der Strecke. Habt ihr aber die lange Einarbeitungszeit ausgehalten eröffnet sich eine Welt voller verschiedener Möglichkeiten, die ganz schnell süchtig machen kann.
Doch dieser Einstieg ist eben das Hauptproblem. Da alle Spieler zusammengeschmissen werden braucht ihr nicht auf große Hilfestellung oder Sympathie der Leute zu hoffen, die das Spiel seit vier Jahren spielen. Ein ordentliches Tutorial oder Hilfe vom Spiel dürft ihr leider auch nicht erwarten. Und das Handbuch hilft auch nur geringfügig weiter, da sich der größte Teil mit dem Installations- und Registrierungsprozess beschäftigt. Mit anderen Worten: ihr müsst ins kalte Wasser springen – ‚Learning by doing’ heißt die Devise. Auch für die Steuerung empfiehlt sich die Anschaffung einer USB-Tastatur, denn das Xbox 360 Pad ist mit den ganzen Befehlen völlig überfordert und überladen. Da hilft es dem Spielfluss merklich, wenn zumindest die Shortcuts schön per F-Tasten an der Tastatur ausgeführt werden können oder mit einem einfachen Tastendruck ein bestimmtes Menü aufgerufen wird.
Als Final Fantasy XI erschien, waren die meisten Spieler von der Grafik sehr angetan. Dummerweise hat sich da nach 4 Jahren rein gar nichts verändert und somit kann man als Xbox 360 Besitzer Anno 2006 über das Gebotene nur müde lächeln. Für die 360 Fassung wurde lediglich die Auflösung auf HD- und Widescreen-Niveau gebracht – und selbst das bringt Nachteile mit sich. An erster Stelle steht da die Schrift, die nun so wahnsinnig klein ist, dass ihr euch besser nah ans TV-Gerät setzen solltet. Hinzu kommt eine alles andere als stabile Framerate. Glücklicherweise sieht es beim Sound besser aus. Final Fantasy XI kommt mit einem wunderschönen Soundtrack und die Soundeffekte kommen in DD5.1 an der Xbox 360 richtig gut rüber.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Käufer der Xbox 360 Fassung von Final Fantasy XI neben dem eigentlichen Spiel auch gleich alle drei bisher erschienenen Erweiterungen erhält. The Rise of the Zilart, Chains of Promathia und Treasures of Aht Urhgan bringen neue Charakterklassen, Schauplätze, Story Quests, Jobs usw. Dazu sollte man noch sagen, dass ihr von diesen Erweiterungen nichts habt, wenn ihr nicht schon viele viele Stunden in das eigentliche Spiel investiert habt. FFXI wird durch die Zusätze erweitert, nicht überarbeitet.
Gregory meint:
Positiv
- Riesige Spielwelt
Negativ
- Teuer (Abo, USB-Tastatur ...)
- Schwieriger und zäher Einstieg
- Nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Dinge
Userwertung
Final Fantasy XI liefert definitiv genug Stoff für einen ordentlichen Zoff zwischen zwei Gruppen von Spielern – die einen lieben und spielen es seit Jahren, die anderen verstehen erstere Gruppe nicht. Eines steht aber ganz klar fest: die Aura, die dieses Spiel zum Release 2002 begleitet hat, ist mittlerweile mehr als nur verflogen. Wer Final Fantasy XI schon seit längerem spielt, einen Hang zum Masochismus hat und das ganze nun in HD und mit 5.1 Sound erleben will, kann das gerne tun. Wer allerdings den Titel bislang gemieden hat sollte dies auch weiterhin tun. Um das Spiel zum Pflichtkauf für Xbox 360 Besitzer werden zu lassen, hätte viel mehr für diesen besonderen Zweck aus diesem vier Jahre alten Titel herausgeholt werden müssen.