Painkiller im Test

PC Windows
Ich bin ein blutrünstiges, durchgeknalltes, perverses Zockerschwein! Denn während ich gerade diese evaluierenden Zeilen hier niederschreibe, bin ich in Gedanken immer noch bei Daniel Garner und bearbeite mit all dem, was man als taugliche Waffe bezeichnen kann, Scharen von mordlustigen Untoten. Genüsslich schäle ich, in Gedanken, mit einem rasiermesserscharfen, mixerähnlichen Mordwerkzeug die Haut des bezwungenen Kobolds und erfreue mich an seiner Niederlage.
Warnung! Wer von euch nun meint er oder sie müsse unsere Admins anrufen, um solch freilebende Gefahren für die Öffentlichkeit wie mich in eine gewisse Einrichtung deportieren zu lassen sei vorab informiert: sie sind ebenfalls schon mit dem Painkiller-Virus infiziert und er wird auch bald auf euch arme Hunde übergehen....

Nachdem wir vor knapp drei Monaten den Schmerzstiller aus dem Hause Dreamcatcher ausführlich vorgestellt haben ist nun die Stunde der Wahrheit angebrochen, die Stunde der ..... R E Z E N S I O N (Donner und Gelächter kommen auf, Angst macht sich breit).

Painkiller, so der klangvolle Name des mit viel Vorschusslorbeeren überhäuften Megaprojekts der polnischen Entwicklerschmiede People can fly, versucht sich an der Symbiose zweier nicht ganz kongruenter Genres: zum einen dem des First Person Shooter, zum anderen dem Genre des Horrorgames.
Ehrlich gesagt jedoch ist Painkiller in allererster Linie ein ego(istisches) Ballervergnügen mit Gruselelementen, welche ihren Teil zu der titelgebenden Atmosphäre beitragen.


Die erste spielbare Stage ist der sehr einladenede Friedhof


Der Spieler schlüpft in die virtuelle Haut des eingangs erwähnten jungen Mannes Daniel Garner, der bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kommt. Als gläubiger Christ gehört es in den hiesigen Breitengraden zum Grundglauben, dass man nach dem Ableben entweder vor der Himmelspforte des Petrus landet oder sich Sünden büßend in Satans Reich wiederfindet.

Eigentlich hätte der bescheidene Jungspund aufgrund noblem Betragens sich zu Lebzeiten in Gottes Himmelsreich auf einer Wolke niederlassen dürfen, jedoch wird ihm aus unerklärlichen Gründen der Zugang verweigert und findet sich nun in einer mysteriösen Parallelwelt wieder.
Solch ein unchristliches Verhalten seitens des Allmächtigen zehrt natürlich auch am Glauben Daniels, des Engels einziger Priester. Um in das gelobte Paradies zu kommen und dort mindestens 20 Jungfrauen um sich scharen zu können (ich schweife zum islamischen Glauben ab...) muss unser Held die Generäle des allgegenwärtigen Bösen aus dem Verkehr ziehen.

Seine Ankunft in dieser mysteriösen Parallelwelt erregt jedoch ziemlich schnell Aufmerksamkeit bei der hiesigen Bevölkerung, bestehend aus zahl- und artenreichen untoten Kreaturen, die eurem Alter Ego an das Adamskostüm verhüllende Leder wollen, und natürlich an die Adamstracht selbst - perverse Biester. Unser Held steht natürlich nicht ganz unbewaffnet der blutdürstigen Gegnerschar gegenüber - quod erat expectandum!

Nützliche Mordwerkzeuge, von denen es leider nur insgesamt fünf an der Zahl gibt, sprich: Armbrust, Schrottflinte, Ninja-Sternwerfer, Painkiller-Stab oder Raketenwerfer erleichtern das Kammerjägern ungemein und führen auch gleichzeitig zu einer Veränderung Garners. Vom bibeltreuen Muttersöhnchen zum monstermetzelnden Krieger - stille Wasser sind eben tief.

So schlachtet sich der um seinen Totenfrieden betrogene Junggeselle nun durch optisch völlig verschiedene Level auf der Suche nach den Gründen für die Zugangsverweigerung in den Himmel oder um einen Grund für einen Himmelszugang zu erzeugen. Das bleibt dann der Interpretation und Phantasie des Storydesigners vorbehalten, welcher sich anscheinend sehr überfordert hat. Denn zwischen den einzelnen Levels gibt es eigentlich keinen storytechnischen Kontext. Da kämpft ihr seelenruhig auf einem Friedhof und landet danach in einem Kloster, welches den Vorgängerlevelbereich zu einer Ölraffinerie darstellt. Warum ihr aber an all diese thematisch wirklich unterschiedlichen Orte gelangt wird wohl für immer in den Köpfen unserer neuen EU- Nachbarn bleiben.


Auch durch Winterlandschaften führt es den guten Daniel - jedoch nicht als vorweihnachtlichen Nikolaus


Was in den ersten Spielminuten auffällt ist, dass Painkiller mit einem relativ simplen Spielaufbau aufwartet: so ist es eure Aufgabe in den einzelnen Stages abschnittsweise Horden von Zombies, Skelettkriegern, Hexen, Kobolden, Höllenmagieren oder untoten Rittern zur Strecke zu bringen, bevor sich unmittelbar danach eine Mauerfassade, eine Tür oder ein neuer Levelabschnitt öffnet, an dem sich dieses Muster wieder und wieder neu abspielt. Glücklicherweise schrumpft in den späteren Stages die pervers hohe Zahl an Gegnern auf ein moderates Niveau ab.
Am Ende eines Levelbereichs wartet jeweils immer ein Endgegner auf Euch, der diesen Namen im wahrsten Sinne des Wortes verdient hat: ich habe noch nie zuvor weder solch gigantisch große noch unglaublich zähe Bosse erlebt. Erschreckt also nicht, wenn ihr gegen ein Hochhaus in der Form eines Höllenhundes kämpfen müsst!

Ein Pfeil in der Bildschirmmitte oben zeigt euch an, wo sich noch zu meuchelnde Feinde befinden,,, erst dann werdet ihr zu einem kryptisch, in roten und schwarzen Farben leuchtenden Octagram-Symbol geführt, welches einen neuen Abschnitt ankündigt. Die minimalen Rätseleinlagen reduzieren sich bei Painkiller auf die Suche nach dem richtigen Weg durch die etwas verzwickten Levels, kleinere Aufgaben wie das Abschießen einer Hexe oder Öffnen von Türen kann man nicht wirklich als Rätsel vermarkten.

Genialerweise nahmen die sich Entwickler den Aspekt "interaktives Leveldesign" ernsthaft zur Brust und bescheren dem Spieler ein scherben-, fetzen- und metzelfrohes Ballervergnügen. So bröckeln Urnen, zerbersten Grabsteine, gehenkte Leichenteile schaukeln physikalisch korrekt bei Beschuss hin und her oder es verweilen Einschusslöcher punktgenau an Kirchenmauern. Alles was auch nur den Anschein erweckt bewegt werden zu können kann auch tatsächlich entweder bewegt oder zum Explodieren gebracht werden. Auch lassen sich diese Objekte zur Bekämpfung der böswilligen Schergen missbrauchen. Ein Beispiel: ein Gegner läuft gerade an einer Mauer entlang und will euch an den Kragen. Gekonnt greift ihr zur Armbrust und nagelt den Bastard mit einem großkalibrigen Pfeil an der Mauer fest, so dass dieser sich nicht mehr rühren kann. Sieht echt witzig aus, solange man nicht selbst wie ein aufgespießtes Stück Hammelfleisch da hängt.

Natürlich können die Gegner auch mittels gezielter Schüsse auf Kopf, Bauch oder Beine außer Gefecht gesetzt werden, auch wenn die Körperteile dadurch leider nicht abfallen. UND: die Leichen verschwinden kurze Zeit nach dem Ableben (wie unrealistisch!). Und nun liebe Eltern gebt fein Acht: natürlich ist Painkiller nicht gerade von der Gattung "Osterhasi´s Abenteuer", jedoch kann man das Spiel, welches USK-geprüft ist, bedenkenlos empfehlen, zumal der Blutgehalt (in dieser Fassung) deutlichst entschärft wurde. Wer die entsprechenden Altersvoraussetzungen mitbringt, erwirbt nach Vorlage seines Personalausweises die ungeschnittene Fassung, welche nicht gekennzeichnet ist.

Damit ihr nicht nur wie Rambo wild durch die Gegend tötet, haben die Entwickler ein kleines Aufgaben-Feature aufgebaut, um euch den Metzelalltag zu versüßen: magische Tarot-Karten, die jedoch nur bei Erfüllung spezieller Bedingungen nach Levelende zu bekommen sind, ermöglichen die Nutzung weiterer spielspaßfördernder Features, so viel sei dazu gesagt. Beispielsweise muss ein Level in einer gewissen Zeit gelöst sein oder bestimmte Gegner auf eine sadistische Art erledigt werden, um so an die Zigeunerkärtchen zu gelangen.


Dona eis requiem! Blutrünstige Kampfmönche dürsten nach eurem Blut


Damit ihr nachher auch nicht Probleme mit dem Energiehaushalt bekommt, hinterlassen getötete Feinde grünlich schimmernde Energieteilchen. Wer mordet, hält sich also gesund. Sammelt ihr ein besonderes Artefakt auf, findet sich Garner für eine bestimme Zeit in einer Art geisterhaften Form wieder - Willkommen im Berserkermodus! Diese Umgebung wabbert in monochromen Farbtönen vor sich hin, potentielle Feinde schimmern dabei orange, lassen sich gezielt "anfliegen" und mit nur einem kurzen Hieb außer Gefecht setzen. Daniel selbst erleidet hierbei keinen einzigen Schadenspunkt.
Eine Randbemerkung zu der KI der Gegner: wie es sich für Untote gehört sind sie leider recht dämlich (wenn auch größtenteils recht stark) und laufen bis auf wenige Ausnahmen, beispielsweise den Höllenmagiern, welche gerne aus der Distanz und mit Hilfe anderer euch zusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste auf Garner zu. Das macht das Spiel jedoch nicht unbedingt schlechter, sondern macht es so etwas stimmiger und bleibt trotzdem noch anspruchsvoll.


Hexen hexen! Bei näherem Kontakt mit der unattraktiven alten Ekeloma wird euch im wahrsten Sinne des Wortes schwarz vor Augen und irrt kurze Zeit orientierungslos durch die Pampa.


Grafisch hinterlässt das Spiel einen hervorragenden und ruckellosen Eindruck: abgesehen von den Bodentexturen, die leider keine Unebenheiten erkennen lassen erfreut Painkiller die Augen aller Zocker, vor allem dank der außerordentlich hübschen Licht- und Schatteneffekte, schönen Partikeleffekte wie Rauch, der sehr interaktiven Umgebung, physikalisch korrekt berechneten Vorgängen wie Feuer im Wind oder Animationen von Gegnerhorden und detaillierten Feinden.
Die vollmundig propagierte Havok-Physikengine wird den hohen Erwartungen definitiv gerecht. Noch nie habe ich physikalisch so korrekt berechnet Gegner an einer Mauer hängen sehen, angenagelt von eurer Armbrust . Jedoch lässt Stalker auch nicht mehr lange auf sich warten. Noch gehört der Thron in diesem Bereich erst einmal dem Produkt aus dem Hause Dreamcatcher.
Darüber hinaus habe ich schon lange nicht mehr ein solch atmosphärisches Leveldesign erleben dürfen. Seit Undying, welchem Painkiller von der Gruselthematik her sehr ähnlich ist, kenne ich meine Ansprüche an Ego-Shooter mit Horrorelementen.

Neben den abwechslungsreichen Stages wie einem Friedhof, einer mittelalterlichen und sehr düsteren Stadt, einer Ölplattform, ausladenden Winterlandschaften
oder einer verrotteten Kathedrale, die allesamt an sich alleine schon eine stimmige Atmosphäre aufkommen lassen, sind es die einschlägigen, akustischen Elemente wie Totengeheule, Zombiestöhnen oder Knattern und Klirren von Holz und Ketten, die dem Spiel die atmosphärische Königskrone aufsetzen. Musikalisch untermalt von schaurig-schöner Gruselmucke. Das düstere Gothic-Szenario stimmt durch und durch.

Damit es nach der Solo-Kampagne auch nicht langweilig wird und ihr nicht wie ich gerade "nur" in Gedanken an diese schönen Zeiten schwelgt, haben die Buben aus Polska auch noch für massig Multiplayerfun gesorgt.
Demnach kann man sich mit bis zu 32 Mitspielern online oder via LAN messen und metzeln.


Auch im Multiplayer in wahrhaft grausiges Vergnügen


Neben den mittlerweile obligatorischen Standardmodi Deathmatch und Teamdeathmatch wartet Painkiller mit drei weiteren, eigens konzipierten Spielmodi auf. Im titelgebenden People can Fly ist jeder Spieler mit einen Raketenwerfer ausgerüstet und muss seinen Gegner mit einem gezielten Schuss in der Luft erwischen, was leichter klingt als es ist, glaubt mir! Mit dem Rocket Launcher schleudert ihr euren Gegner in die Luft, während ihr mit der Chaingun diesem den Rest gebt. Zu diesem Zweck sind die Spielareale turmartig konstruiert, damit auch alle people schön flyen können.

Beim Light Bearer Deathmatch ist wilde Hetzjagd angesagt: der erste Spieler, der das Quad-Damage aufnimmt, behält es so lange bis er in den ewigen Höllengründen schlummert. Jeder jagt hier jeden, denn zum Schluss gewinnt der letzte Überlebende, der das Quad-Damage Item trägt.
Zu guter Letzt gibt es noch Voosh! Deathmatch, bei dem jeder Spieler die gleiche Waffe besitzt (unendlich Munition), welche nach kurzer Zeit per Zufallsprinzip duch eine andere ausgetauscht wird. Hier stehen noch zwei weitere Extra-Maps zur spielerischen Verfügung.

Testsystem:
MD Athlon XP 2500+@3200+ FSB 200MHz 512Kb-Cache
Via KT600 Chipstaz
1024MB-Ram DDR 400
MSI GF4-Ti4200 ViVo mit 128MB-Ram
40GB HDD mit 8MB-Cache System

Niclas meint:

Niclas

Nachdem ich ja schon mit der Preview-Fassung mächtig Spaß hatte, was Kollege Sascha, wohl wegen meiner unsäglich undefinierbaren Grunz - und Schmatzlaute nur allzu gut bestätigen kann, konnte die finale Version mich gänzlich überzeugen. Mit Painkiller haben die Entwickler vollends meinen Geschmack getroffen, denn die Thematik und wie sie in das Gesamtpaket "Spiel" integriert wurde ist einfach großartig. Nach Undying gibt es endlich wieder Monsterkreaturen zu bekämpfen und ich grusel mich zugleich dabei noch. Die Akustik ist einfach von allererster Güte, die Grafik im Monat 6 ante Stalker phänomenal und weder über Handling noch spielspaßtötende Mängel gibt es etwas zu berichten.

Was ich jedoch kritisieren muss ist, dass der Titel nüchtern betrachtet nicht viel Neues bietet,,, denn mal ganz abgesehen von der hervorragenden Physik-Engine und der interessanten Gestaltung des Berserkermodus entpuppt sich abzüglich der schönen Hülle der Schmerzvernichter lediglich als stupide, wenn auch unterhaltsame, Ballerorgie. Ihr seid permanent am Meucheln, Laufen, Meucheln, Laufen, Meucheln..... Serious Sam bzw. Will Rock lassen grüßen. Das gilt übrigens auch für die Storygestaltung: denn an sich ist die Story gut, jedoch dürftig und planlos umgesetzt. Wer sich damit anfreunden kann, nicht mal die Flinte ablegen zu können, um ein Rätsel zu lösen oder leidenschaftlich diese beiden Titel oder auch Undying gespielt hat, wird sich mit Painkiller sichtlich wohl fühlen und auch lange an diesem recht umfangreichen Titel sitzen. Hoher und lang anhaltender Spielspaß ist dabei nicht zuletzt dank dem umfangreichen Multiplayer-Modus garantiert. Ich werde mich jetzt wieder in mein dunkles, in Kerzenlicht getauchtes Zimmer begeben, die Türen verschließen und beherzt zum Gewehr greifen. Denn schließlich gibt es noch einiges an untoten Kreaturen zu beseitigen... 

Userwertung
8.2 1 Stimmen
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Painkiller Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit erhältlich
Vermarkter Dreamcatcher
Wertung 8.8
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