Resistance 2 im Test

PlayStation3
Das härteste Frontschwein seit Solid Snake ist zurück: Erneut muss Nathan Hale ran um die Chimera-Mutantenbrut zu stoppen. "Bigger & Better" lautet die diesjährige Parole! Resistance: Fall of Man verhält sich zu seinem dezidierten Nachfolger in etwa so, wie ein pupsiger Cheeseburger zu einem Triple Whopper mit Extra-Bacon. Statt der überschaubaren britischen Insel wollen diesmal die gesamten USA gerettet werden, die Chimera sind in der Zwischenzeit um ein paar 100 Meter gewachsen, die Präsentation wurde gehörig aufgebrezelt, die Weitsicht dermaßen erhöht, daß man vom Big Apple aus die Ostküste erspähen kann und online dürfen sich unzählige Widerstandskämpfer gleichzeitig das Blei um die Ohren schlagen. Too big to be true? Wir haben uns bei der U.S. Army eingeschrieben und auf das Schlachtfeld Amerika gewagt...

Resistance 2 spielt in einem Paralleluniversium, in dem Europa nie von üblen Nazi-Schergen heimgesucht wurde. Freiheitsliebende sollten sich aber nicht zu früh freuen, noch bedeutend blutrünstigere Außerirdische sind an ihre Stelle getreten. Vom sibirischen Tunguska ausgehend, unterjochten die Aliens ganz Kontinental-Europa,,, Millionen von Zivilisten wurden ermordet, Unzählige in ihren Umwandlungszentren selbst zu Chimera umgewandelt. Erst in England konnte der Vormarsch aufgehalten werden, die völlige Auslöschung der Menschheit schien abgewendet. Doch die trügerische Sicherheit sollte nur kurz währen, zwei Jahre später führen die Chimera koordinierte Attacken gegen US-amerikanische Großstädte durch.


Erneut obliegt es der Ein-Mann-Armee Lt. Hale den drohenden Untergang abzuwenden. Nach dem furiosen Finale in London wurde der Einzelkämpfer von der SRPA "rekrutiert", einer geheimen Kampftruppe im Dienste der USA. Diese "Sentinels" genannten Super-Soldaten wurden ebenso wie Hale mit dem Chimera-Virus infiziert, zeigten sich jedoch resistent gegen die vollständige Mutation. Das menschliche Antlitz blieb ebenso wie der freie Wille erhalten, von den Chimera wurden aber erhöhtes Reaktionsvermögen, die Fähigkeit zur Regeneration und die charismatischen gelben Augen geerbt. Derart gepimpt ballert ihr euch in Prolog und sieben Kapiteln quer über den nordamerikanischen Kontinent, wobei die Gesamtspielzeit mit rund zehn Stunden nicht ganz an den Umfang des Vorgängers anknüpfen kann.


War Hale in Fall of Man noch eher der stille Mann für's Grobe, der nie ein Wort sagte und stets pflichtbewusst die Befehle des Oberkommandos ausführte, so ist ihm im Nachfolger eine eigene Stimme vergönnt. In Dialogen wird die spannende Storyline fortgesponnen, ein Erzähler, der aus dem Off die Geschehnisse zusammenfasst, übt sich diesmal in Abstinenz. Insgesamt erfährt der aufmerksame Sofa-Rambo viel über die Hintergründe der Invasion und Protagonisten, vor allem Hale selbst rückt stärker in den Blickpunkt. Ebenso viele Fragen bleiben aber unbeantwortet, vor allem der Abspann hinterlässt - soviel sei verraten - ein großes Fragezeichen.


Bereits der erste Widerstandskampf entpuppte sich als stilistisches Meisterwerk. Zusammengeschossene britische Vorstädte, enge düstere Korridore und futuristisch anmutende Chimera-Technologie bildeten eine symbiotisch-eindrucksvolle Levelszenerie. Diese Ästhetik findet sich auch in Resistance 2 wieder, gepaart mit einer gehörigen Portion Gigantomanie. Bereits im spielbaren Prolog kippt einem förmlich die Kinnlade runter, wenn ein gigantischer Goliath-Kampfmech die Island-Basis in Schutt und Asche legt. Gleich im Anschluß geht es nach San Francisco, das von mehreren 100 Meter hohen Großkampfschiffen eingeäschert wird, auch wartet in der Stadt der Liebe ein Date mit einem Riesenkraken. Diese Wow-Erlebnisse finden sich zuhauf im Game und laden zum Innehalten und Genießen ein. Doch nicht nur die schiere Größe der Gegnerschaft beeindruckt, auch die enorme Menge an außerirdischen Kombattanten sorgt für Staunen. Wieder und Wieder brechen Wellen heranstürmender Chimera über euch und eure Sentinel-Kameraden herein, dutzende Alien-Kämpfer nehmen euch gleichzeitig unter Feuer, während sich die Leichenberge stapeln. Selten ist es einem Shooter derartig gelungen eine wirkliche Massenschlacht zu simulieren. Ihr führt euch wahrhaftig auf ein energisch umkämpftes Schlachtfeld versetzt.


"Moment", werden kritische Naturen jetzt fragen, "wird hier Klasse mit Masse kompensiert?" Nein, auch die künstliche Intelligenz hat deutliche Fortschritte gemacht. Die Chimera verfügen über ein regelrechtes Repertoire an Kampftaktiken, um euch das Weltenretter-Leben zu erschweren. Einige Truppen setzen auf die Kombination aus Geschwindigkeit und Nahkampfattacken, während andere Aliens versuchen eure Flanke anzugreifen oder mit Granaten aus der Deckung zu zwingen. Auch die eigenen NPCs agieren überraschend intelligent und vermeiden es tunlichst in offenes Feindfeuer zu rennen. Viel mehr hechten die Sentinels von Deckung zu Deckung und halten euch ein ums andere Mal den Rücken frei. Neben bekannten Ballerutensilien wie Bullseye und LAARK haben auch zahlreiche neue Waffengattungen Einzug in euren Waffenschrank gehalten. Neben irdischen Projektilgewehren komplettieren außerirdische Schießeisen euer Sortiment, wobei jede Knarre über primäres und sekundäres Feuer verfügt. So verschießt die Magnum eine gezielte Ladung Blei as usual, während der zweite Feuermodus die Patrone explodieren und so in einem höheren Radius wirken lässt.


Im Vergleich zum Vorgänger ist das Gameplay in Resistance 2 merklich dynamischer ausgefallen. Waffenwechsel und Zielen geht jetzt schneller von der Hand, was bei den ebenso rasant wie intelligent agierenden Chimera auch bitter nötig ist. Desweiteren wurde die klassische Energie-Anzeige wegrationalisiert. Je mehr Treffer Hale kassiert, desto extremer wirkt sich ein roter Tunnelblick auf das Sichtfeld aus, was letztlich zu eurem Ableben führt. Eine kurze Verschnaufpause lindert den Schmerz und regeneriert den Schaden. Im Gegensatz zu Fall of Man steckt euer virtuelles Alter-Ego deutlich weniger feindliches Schrot ein, was zu einer behutsameren Vorgehensweise zwingt. Der Level-Aufbau unterscheidet sich hingegen nicht grundlegend vom Erstling. Trotz enormer Weitsicht sind die Areale recht linear aufgebaut, die Bewegungsfreiheit verschiedener Sandbox-Shooter wie z.B. Far Cry 2 wird nicht erreicht.


Schon die überragende Einzelspieler-Kampagne rechtfertigt einen Kauf, der umfangreiche Multiplayer-Mode setzt der Resistance-Packung aber die Krone auf. Im Koop-Modus lässt sich mit bis zu acht Spielern die Welt von Resistance 2 erkunden, wobei weder Hale, noch das Sentinel-Spezialkommando mit von der Partie sind. Stattdessen mimt man normalsterbliche Soldaten, die separate Missionen während dem Haupthandlungsstrang des Singleplayer-Mode verfolgen. Hierfür stehen drei Charakterklassen zur Wahl, die sich in Fähigkeiten und Eigenschaften unterscheiden und auch während der Einsätze getauscht werden können. Der gewöhnliche Soldat steckt gut was weg und sollte stets die Speerspitze bilden, während Spec Ops-Truppen als "Damage Dealer" ordentlich austeilen und sich Sanitäter um das allgemeine Wohlbefinden des Kampfverbandes kümmern.


Für jeden erlegten Gegner winken Erfahrungspunkte, die jedoch bedeutend höher ausfallen, wenn man sich auf die Spezialisierung der jeweiligen Soldaten-Klasse besinnt. So erhält der Kämpfer besonders viel Exp für das Beschützen seiner Kameraden, der Sanitäter für das Heilen Verwundeter und die Spec Ops erwartet ein Punkte-Regen wenn sie die übrigen Söldner mit Munition versorgen. Kameradschaft wird also belohnt! Höhere Ränge schalten neue Waffen und Spezialfähigkeiten bei, die erst ab einer bestimmten Menge Exp zur Verfügung stehen und zeitlich begrenzt wirken. So kann der Soldat seine Abwehr deutlich stärken und der Sanitäter ein regeneratives Feld errichten, in dem alle Mitstreiter nach und nach geheilt werden. Missionsgestaltung und Feindaufkommen orientieren sich in Echtzeit an Umfang und Können eurer Einheit. Eine zweisame Koop-Runde via Splitscreen spielt sich also ganz anders als umfangreichere Online-Schlachten.


Wer es klassischer mag, kann sich im Wettkampf-Modus mit menschlichen Gegenspielern messen. Das Shooter Einmaleins wie (Team-)Deathmatch und Capture the Flag findet sich natürlich auch in Resisance 2, aber erst im Skirmish-Mode geht richtig die Post ab. Ähnlich wie im Koop-Modus stehen hier dynamische Missionsanforderungen an der Tagesordnung, die von jeweils zweimal sechs Squads zu je fünf Spielern in Angriff genommen werden. Richtig gezählt! Resistance 2 unterstützt bis zu 60 Spieler Online-Gemetzel, lag- und ruckelfrei. Der Spieler kann sich hier auf Seiten der Menschheit oder Chimera schlagen und muss verschiedene Aufträge ausführen, wie das Ausschalten eines bestimmten Ziels oder die Verteidigung eines strategischen Punktes. Auch wenn die normale Kampagne bereits ein glaubwürdiges Kriegsfeeling bietet, so kann sie es nicht mit Intensität und Adrenalinkick des Skirmish-Modus aufnehmen. Der überragende Mehrspielder-Mode wird von verschiedenen Klan- und Community-Funktionen abgerundet.


Die monumentalen Kulissen, gepaart mit der enormen Weitsicht, sorgen für reichlich Eyecandy. Selbst bei hohem Gegneraufkommen bleibt die Framerate stets konstant bei 30 Bildern, die Insomniac Engine v.2.0 stellt eindrucksvoll die Hardware-Power der PlayStation 3 unter Beweis. Die Texturen sind deutlich schärfer als beim verwaschenen Vorläufer, wenn auch nicht ganz der Detailgrad der Konkurrenz erreicht wird. Vereinzelt trüben auch Clipping- und Texturfehler das Bild, was man angesichts der rechenintensiven Onscreen-Action aber verschmerzen kann. Wie bei Fall of Man bleibt auch beim zweiten Widerstandskampf nerviges Screen-Tearing größenteils aus. Deutlich an Details zugelegt haben auch Pro- und Antagonisten. In den Gesichtern erkennt man feinsten Schattenwurf, das Creature-Design der Chimera sorgt in Kombination mit den lebensechten Animationen für Stimmung. Ein epischer orchestraler Soundtrack untermalt gekonnt akustisch die Bildschirm-Scharmützel, die deutsche Sprachausgabe ist gut, wenn auch nicht überragend ausgefallen.

Kai meint:

Kai

So müssen Fortsetzungen aussehen! Resistance 2 hält Wort und übertrifft seinen Vorgänger in nahezu jeder Disziplin. Zwar ist die Netto-Spielzeit etwas kürzer, dafür ist die Kampagne wesentlich intensiver und packender gestaltet. Machte sich bei Fall of Man stellenweise Monotonie breit, so haben sich die Entwickler diesmal sichtlich bemüht mehr Abwechslung auf die Blu-ray Disc zu brennen. Mal muss eine Laser-Batterie umgangen und von hinten ausgeschaltet werden, mal einer Kampfdrohne ausgewichen oder unter Zeitdruck aus einem brennenden Großkampfschiff geflohen werden, dazu gesellen sich spritzige Boss-Fights. Online bildet Resistance 2 ohnehin die neue Genre-Referenz. Ein Pflichttitel für alle volljährigen PlayStation 3-Besitzer und mein Tipp für den Weihnachtsbaum.

Positiv

  • Fesselnde Atmosphäre
  • Hervorragende KI
  • Umfangreiche Online-Modi

Negativ

  • Linear
Userwertung
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Resistance 2 Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl Multiplayer
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 3. Dezember 2008
Vermarkter Sony
Wertung 9.3
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