Wie im Original aus dem Traditionshaus Ravensburger hetzen bis zu fünf Detektive den flüchtigen Räuber Mr. X durch London, der seinerseits versucht seinen anhänglichen Jägern zu entkommen. Allerdings seid ihr in der Nintendo DS Version nicht mehr nur allein auf die englische Metropole festgelegt, sondern dürft nun auch Ausflüge nach Paris, New York, Amsterdam und sogar Berlin unternehmen.
Die Spielregeln bleiben dabei fast unangetastet: Wahlweise mit Bus, Taxi oder U-Bahn bewegt ihr euch entweder als flüchtiger Dieb oder aber Ermittler durch die Metropolen dieser Welt. Mr. X darf zudem noch auf die sogenannten "Black-Tickets" zurückgreifen, die das verwendete Verkehrsmittel verschleiern und zudem auch noch zu Fährenfahrten auf z. B. der Themse berechtigen. Alle paar Runden wird seine Position dann verraten, um nachjagenden Detektiven eine neue Spur zu liefern. Doch auch die Gesetzeshüter rüsten in der DS-Fassung auf: So können neuerdings Straßensperren errichtet oder ein Helikopter bestiegen werden, um die eigene Position schnell zu verlegen, wobei die Einsatzmöglichkeiten auch abhängig von Karte und Schwierigkeitsgrad sind.
Leider erweist sich der auf dem Packungsrücken beworbene "Kampagnen-Modus" schlichtweg als eine sinnlose Aneinanderreihung diverser Schandtaten, die mittels cut-scene vor Spielbeginn dargestellt werden - einen größeren Rahmen oder Zusammenhang lässt man allerdings vermissen. Das hätte man sich eigentlich gleich ganz sparen können.
Immerhin dürft ihr auch gemeinsam mit anderen Nintendo DS Besitzern losziehen, was löblicherweise lediglich ein Exemplar von Scotland Yard DS erfordert. Sowohl per Hot Seat (der Nintendo DS wird einfach weitergereicht) als auch per Wi-Fi wird hier Jagd auf Mr. X gemacht, wobei beliebig KI Spieler mitspielen. Sogar handschriftliche Notizen lassen sich als netter Gag z. B. zwischen den Detektiven austauschen. Trotzdem wurde das wichtigste Feature vernachlässigt - ein Online-Multiplayer. Gerade durch seine angemessene Spielzeit von ca. 15 Minuten je Partie hätte sich Scotland Yard DS doch gerade dafür perfekt angeboten - mehr als schade!
Immerhin werden durch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade mit variierender Anzahl an Straßensperren und Detektiven immer neue Herausforderungen geschaffen und auch die KI erledigt ihren Job durchaus fähig, wodurch man immer wieder mal gern zwischendurch zum Nintendo DS greift.
Eher mäßig ist hingegen die technische Umsetzung des Brettspiels: Die etwas karge Spielbrettoptik ist dabei weniger schlimm, als vielmehr die auf Dauer fehlende Abwechslung. Bei der CD-i Fassung lockten Fotos der Originalschauplätze zumindest bei den ersten Partien und lockerten die Gangsterhatz etwas auf - hier verschiebt ihr hingegen lediglich Spielfiguren mittels Stylus von Station zu Station und bringt die insgesamt 22 Runden rum. Apropos Rundenanzahl - warum keine frei konfigurierbaren Regeln? Gerade die Menge der Tickets für die Verkehrsmittel zu vergrößern oder zu verkleinern wäre eine nette Idee gewesen. Oder aber die maximale Anzahl der Züge zu erhöhen, Mr. X mehr "Black-Tickets" zu geben oder Fährenfarten zu verbieten. Mit nur wenig mehr Aufwand hätte sich hier tatsächlich wesentlich mehr herausholen lassen.
Dies gilt übrigens nicht nur für den nüchternen Look, sondern auch für die akustische Untermalung des Ermittlungsabenteuers. Unscheinbare Melodien düdeln etwas unbeholfen im Hintergrund vor sich hin und schaffen es nicht so richtig, das Spielgeschehen zu unterstützen. Dabei hätte beispielsweise gerade eine "peppigere" Musik bei einem in die Ecke gedrängten Mr. X die Spannung noch zusätzlich steigern können.
Das Brettspieloriginal hat sich 4 Millionen mal verkauft - die Nintendo DS Versoftung dürfte das nicht hinkriegen. Zwar hat man sich beim österreichischen Entwickler Sproing (u.a. Panzer Tactics) merklich Mühe mit der Versoftung des Brettspielklassikers gegeben, so richtig will der Funke aber nicht überspringen. Für Fans der Vorlage gerade bei akutem Mangel an fähigen Mitspielern aber einen Blick wert.