Man könnte also annehmen, dass es ein klassisches Survival Horrorspiel aus der Silent Hill Serie ist, jedoch gibt es doch zahlreiche Unterschiede, die Shattered Memories so be- sonders machen. Das fällt allein schon zu Beginn auf, als man auf der Couch im Sprechzimmer eines Psychiaters sitzt, zu dem man in der Ego- perspektive aufblickt. Dieser versucht anhand der vorhandenen Erinnerungen die Geschehnisse in der Stadt Silent Hill zu rekonstruieren. Heißt also für den Spieler, dass die Geschichte stoppt und man nach jedem Kapitel wieder ins Behandlungszimmer zurückkehrt um sich den Fragen des Arztes zu stellen. Diese werden nicht nur in Form eines Fragebogens gestellt, sondern auch anhand von Gleichnissen und kleinen Geschichten, die nun nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet werden sollen. Hier gibt es jedoch keine falschen Antworten, dennoch werden diese analysiert und verändern so die Umstände und auch die Rätsel, die im Spiel auftauchen. Rollenspielveteranen erinnern sich wohl noch an Ultima 4 bis 7, die damals auch zur Charaktergenerierung Fragen stellte und anhand deren Antworten die Fähigkeiten des Spielcharakters ermittelt wurden.
Das führt dazu, dass jeder Spieler sein eigenes Silent Hill erlebt, da es sehr viele Möglichkeiten gibt den Spielablauf zu verändern. Dabei bleibt zwar das Ziel dasselbe, aber nicht der Weg, den ihr beschreitet. Auch die wenigen Charaktere, die man auf seiner Suche antrifft, verändern dadurch nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr gesamtes Verhalten. Das garantiert nicht nur einen hohen Wiederspielwert, sondern verleiht dem Spiel auch eine ganz persönliche und individuelle Note. Eine weitere wichtige Neuerung im Spiel ist das Fehlen von Waffen. Im gesamten Spiel werdet ihr allein auf die Laufkraft von Harry Mason angewiesen sein. Sobald ihr in die bekannte Paralleldimension hinübertretet, die in Shattered Memories eine Eiswelt darstellt, wird man von mehreren Finsterlingen verfolgt, die zudem noch vom Licht der Taschenlampe angelockt werden. Diese Teile des Spiels sind durchaus hektisch ausgefallen, da man innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheiden muss in welche Richtung man läuft, um das Ziel zu erreichen. Damit es leichter fällt, sich in der dunklen Umgebung zurechtzufinden sind entsprechende Mauern oder Türen in hellblauer Farbe markiert, mit denen interagiert werden können.
Diese Teile des Spiels kommen dem Survival Horror Grundsatz sehr nahe, da das Gefühl der Panik sehr deutlich ausgeprägt ist. Falls es nun doch einmal passieren sollte, dass man von einem der Dämonen geschnappt wird, sollte man möglichst schnell versuchen diesen abzuschütteln. Dies geschieht in der Wii Fassung anhand der beiden Steuerungselemente, die gleichzeitig ruckartig in die jeweilige Richtung bewegt werden müssen, während man in der PS2 Fassung wiederholt auf bestimmte Tasten drückt. Zusätzlich lassen sich auf seinem Weg herumstehende Schränke umwerfen und gelegentlich sogar Leuchtfeuer finden, die einem ne kurzzeitig den Rücken frei halten um sein weiteres Vorgehen planen zu können. Größter Helfer ist hier im Spiel auch das Smartphone, dass dank GPS nicht nur eine Kartenfunktion, sondern auch eine Kamera besitzt mit der man Fotos von geisterhaften Erscheinungen schießen kann. Diese übertragen SMS oder Voicemails aus der Zwischenwelt auf das Handy, die weitere Hintergründe über die Geschehnisse in der Stadt liefern. Diese kündigen sich durch ein Rauschen des Mobiltelefons an, um so deren Ursprung besser lokalisieren zu können. Zudem können auch die verschiedenen Personen, die man auf seinem Weg kennenlernt, anrufen um so eventuell weitere Hinweise über den Verbleib Cheryls zu erfahren.
Es war ein großes und ambitioniertes Projekt, den ersten Teil der Serie wieder aufleben zu lassen. Deswegen hat man sich bemüht mit Respekt diese Aufgabe anzugehen, aber dennoch dem Spiel seine eigene Note zu verpassen. Dies ist den Jungs von Climax auch vortrefflich gelungen und bieten Spielspaß für viele kurzweilige Stunden. Auch wenn Silent Hill – Shattered Memories bereits nach acht Stunden das erste Mal durchgespielt worden ist, bieten die verschiedenen Wege, die man als Spieler beschreiten kann, genug Möglichkeiten und Anregungen den Titel weitere Male durchzuspielen. Außerdem erwartet Fans wieder ein interessantes Ende, dass man nicht verpassen sollte. Kurzum: Die Reinkarnation ist gelungen, auch wenn diese ungewohnte Wege beschreitet. Ein Pflichttitel für Silent Hill- und Horrorfans!