Super Monkey Ball Adventure (PSP) im Test

PSP
Seitdem SEGA aus dem Konsolen-Hardware-Geschäft ausgestiegen ist, streitet die Zockergemeinde über die Qualität der Games der Firma, die mit Mega Drive, SEGA Saturn und Dreamcast einer ganzen Generation von Spielern viele Stunden der Glückseeligkeit beschert hat. Unbelehrbare Fans und verbitterte Pessimisten stehen sich gegenüber und sorgen dafür, dass praktisch jeder neue Titel der japanischen Softwareschmiede entweder in den Himmel gelobt oder als absoluter Datenmüll abgestempelt wird. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Super Monkey Ball Reihe genießt bei einem Großteil der Freunde digitaler Unterhaltung einen hervorragenden Ruf, egal ob sie SEGA oder einen anderen Gott anbeten. Nun fallen die Affen in Kugeln auch über die PSP her und wir haben den primatenlastigen Geschicklichkeitstest für euch unter die Lupe genommen.


Die Affen sind wieder los! Familienoberhaupt AiAi tanzt sich als Vorbereitung auf kommende Abenteuer schon mal warm...
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Die erste große Neuerung zeigt sich bereits vor Beginn des eigentlichen Spiels. SEGA tritt nämlich diesmal nur als Publisher auf und hat mit der Entwicklung kein hauseigenes Team, sondern die britische Softwareschmiede Traveller´s Tales betraut.

Wie der Name schon sagt, dreht sich immer noch alles um Affen in Bällen. Hört sich seltsam an? Ist es auch! Der Spieler steuert tatsächlich einen unserer nächsten Verwandten, der in einer Kugel steckt. Im altbekannten Herausforderungs-Modus geht es in jedem Level darum, seine Spielfigur in ein Zieltor zu rollen, bevor ein Zeitlimit abläuft. Wer sich noch an den Amiga-Klassiker Marble Madness oder den NES-Oldie Snake, Rattle & Roll erinnern kann, wird schnell Ähnlichkeiten im Gameplay feststellen. Hier sind keine Sprungeinlagen oder wilde Tastenkombinationen gefragt, sondern lediglich absolut exaktes Lenken mit dem Analog-Stick. Nach einer Weile merkt man, dass eigentlich nicht die Kugel, sondern der Untergrund bewegt wird. Wenn man schon einmal auf dem Weihnachtsmarkt eines dieser Holzlabyrinthe gekauft hat, hat man eine recht genaue Vorstellung davon, wie man Super Monkey Ball spielt. Die rund 50 Levels des Games sind in vier verschiedene Schwierigkeitsgrade aufgeteilt und gespickt mit Herausforderungen. Oft muss auf einem schmalen Balken balanciert oder eine Rampe mit der richtigen Geschwindigkeit überfahren werden. Wer sich Fehler leistet, fällt früher oder später von der Plattform und verliert ein Leben.


Das Ziel ist erreicht! In den 50 Levels des Challenge-Mode ist Fingerspitzengefühl gefragt...
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Unser Held schlägt zu. Mit dem Boxhandschuh fällt es wesentlich leichter, Hindernisse aus dem Weg zu räumen...
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Vom Story-Modus, der auch für den Namenszusatz Adventure im Titel des Games verantwortlich ist, verspricht man sich als Super Monkey Veteran besonders viel. Leider wird man in fast allen Bereichen enttäuscht. Die abgedrehten Charaktere lassen vermuten, dass auch die Story nicht mit Lachern geizt. Doch leider wird eine Geschichte nach dem 0815-Prinzip präsentiert. Die vierköpfige Affenfamilie, aus deren Mitgliedern man eine Figur wählen darf, muss den Frieden zwischen zwei Königreichen herstellen, damit eine Primatenhochzeit stattfinden kann. Die langatmige Schnulze beinhaltet weder genügend Humor noch Überraschungen, um wirklich zu begeistern. Auch spielerisch kann der neue Modus kaum überzeugen. Im Grunde durchquert man die fünf großen Welten nur, um am Ende doch wieder einzelne Levels im Stil der Herausforderungen zu meistern. Es gibt zwar eine ganze Reihe von Affen, die den Zocker mit Mini-Missionen beauftragen, doch diese kleinen Geschicklichkeits-, Such- oder Rätseleinlagen sind in der Regel völlig irrelevant für das Weiterkommen. Hier wird der Zocker mit Bananen belohnt, die sich dann in Shops gegen langweilige Extras eintauschen lassen. Wirklich abwechslungsreich wird es nie, daran können auch neue Fähigkeiten wie Gleiten, Kleben oder Unsichtbarkeit nichts ändern.


Das Fliegen macht immer noch sehr viel Spaß, auch wenn die Steuerung nicht perfekt ist...
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Es gibt nur wenige Games, die so viel Wert auf eine exakte Steuerung legen, wie die Episoden der Super Monkey Ball Reihe. Obwohl der Analog-Stick der PSP mit Sicherheit eine der besten Neuerungen im Handheld-Bereich ist, kann er nicht mit seinen Verwandten auf den Controllern für die stationären Konsolen mithalten. Und genau hier liegt das größte Problem des Spiels. Was auf GameCube, Xbox und PlayStation 2 nahezu perfekt funktioniert, klappt auf der PSP nur gut und das bedeutet für dieses Spiel eine mittlere Katastrophe. Ein weiteres großes Problem sind die langen Lade- und Speicherzeiten, die den Spielfluss erheblich stören. Selbst wenn man nur kurz pausieren möchte und zu diesem Zweck die PSP in den Stand-By-Modus schaltet, vergehen anschließend viele Sekunden, bevor man sich wieder in die Action stürzen darf.


Im Hintergrund wartet schon das Ziel...
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Kein Monkey Ball ohne Party-Spiele: Auf der UMD befinden sich insgesamt sechs der kurzweiligen Mini-Games, die dafür verantwortlich sind, dass die ersten beiden Teile der Serie zu Multiplayer-Meilensteinen wurden. Selbstverständlich darf man auch auf der PSP gegen ein paar Freunde antreten, wenn mehrere Handhelds und Spiele vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, lassen sich Computergegner unterschiedlicher Niveaus wählen. Genau die Hälfte des Angebotes wird Kennern der GameCube-Klassiker bereits vertraut sein, während drei Neulinge für frischen Wind sorgen sollen. Bei Monkey Kampf handelt es sich um ein sehr actiongeladenes Spiel, bei dem man versuchen muss, seine Gegner von einer Plattform in die Tiefe zu schubsen. Manchmal genügt ein Schubser im richtigen Moment, wesentlich effektiver ist aber der Boxhandschuh, der an jede der Affenkugeln montiert wurde. Wer schnell genug ist, kann sich auch das ein oder andere Extra sichern, um einen Vorteil zu erhalten. Monkey Rennen ist ein kurzweiliger Funracer, der ein wenig an den Oldie Mario Kart erinnert. Sehr ungewöhnlich ist, dass man nicht per Knopfdruck Gas gibt, sondern die Analogstick-Steuerung des regulären Modus beibehalten wird. Natürlich gibt es auch während des Rennens diverse Möglichkeiten, den Gegnern das Leben schwer zu machen. Monkey Ziel ist und bleibt das Originellste unter den Mini-Games. Hier rollt man eine lange Rampe herunter, an deren Ende man in die Luft katapultiert wird. Was nun folgt, lässt sich wohl am Besten als Drachenflug-Simulation beschreiben. Befindet man sich nämlich erst einmal in schwindelerregender Höhe, darf man die Kugel aufklappen und es stellt sich heraus, dass sich die beiden Hälften hervorragend als Tragflächen eignen. Die Aufgabe des Spielers ist es nun, auf Feldern mit verschieden hohen Punktzahlen zu landen. Dies geschieht, indem man die Kugel im richtigen Moment schließt und sich fallen lässt. Was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der Praxis ein harter Kampf. Um erfolgreich zu sein, muss man genau wissen, wann man seine Flügel ausbreitet und wie man die Geschwindigkeit reguliert. Auch der Wind kann ein tückischer Gegner sein. Die restlichen drei Spielchen schwanken zwischen Schrott und Mittelmaß. Eine Ballerorgie, deren Ausgang deutlich mehr mit Glück als mit Können zu tun hat, ein kurzweiliges aber simples Hüpfspielchen und eine sehr unübersichtliche Jagd nach Punkten lassen deutliche Qualitätsunterschiede zu den Oldies erkennen.


Der Story-Modus bietet einiges fürs Auge...
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Das knallbunte Game besitzt in grafischer Hinsicht diesen gewissen SEGA-Charme, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Das liegt vor allem an den niedlichen Affen und ihren witzigen Animationen. Wenn man erst einmal sieht, welche Kunststücke die kleinen Primaten ausführen, um die Kugel in die gewünschte Richtung zu lenken, ist es schwer, sich ein Grinsen zu verkneifen. Besonders lustig wird es, wenn die Protagonisten ab einer bestimmten Geschwindigkeit die Kontrolle verlieren und in ihrem Ball durchgeschüttelt werden. Zu den weiteren Vorzügen der Grafik gehören eine superkonstante Framerate und eine gute Kamera, die fast immer dafür sorgt, dass man den Überblick behält. Die Umgebungen fallen zwar eher simpel aus, aber zumindest im Story-Modus gibt es ein paar sehr nette Texturen zu entdecken.

Die Soundeffekte und die musikalische Untermalung sind passend. Die schnellen Melodien lassen dank einiger Töne, die so klingen als wäre eine Steeldrum am Computer simuliert worden, immer ein wenig Karibik-Atmosphäre aufkommen. Auch die Geräusche, wie beispielsweise die unverständliche Affen-Sprache, unterstreichen die gute Stimmung.

Tim meint:

Tim

Schade drum. Man wird das ungute Gefühl nicht los, dass man mit dieser unoriginellen Fortsetzung der spaßigen Super Monkey Ball Reihe vorzeitig den Todesstoß versetzt hat. Die Idee, das Grundprinzip um einen richtigen Story-Modus samt Jump´N´Run-Elementen zu ergänzen, ist eigentlich mehr als gut und hätte den Grundstein für viele weitere Jahre mit der Affenfamilie sichern können. Dummerweise wurde das ehrgeizige Projekt in fast allen Bereichen nur halbherzig durchgeführt. Wirklich keine der Neuerungen ist überzeugend und obwohl die spaßigen Wurzeln in den altbekannten Mini-Games und den Puzzle-Levels noch zu erkennen sind, erweisen sich hier die kurzen Wege des Analogsticks als Spaßkiller. Was bleibt, ist die überdurchschnittlich gute technische Präsentation, doch das wird wohl nur die wenigsten Freunde von Geschicklichkeitsspielen davon abhalten, die UMD nach wenigen Stunden in einer Schublade verschwinden zu lassen. Wer unbedingt ein Super Monkey Ball für die Hosentasche braucht und nicht nur eine PSP besitzt, sollte sich einmal den DS-Teil der Serie anschauen.

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Super Monkey Ball Adventure (PSP) Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 29.06.2006
Vermarkter SEGA
Wertung 6
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neXGam YouTube Channel
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