In diesem Sinne: Let's kick some start im Test

Willkommen zu einer neuen Ausgabe von „In diesem Sinne“. Hier werden nur die dicksten Bretter gebohrt. Unter acht Kilometer Durchmesser passiert hier nichts!

Es ist kaum zu fassen, wie viel Zeit seit der letzten Ausgabe vergangen ist. Sind es wirklich schon zwei Monate? Ich könnte ja jetzt was sagen, so in der Richtung von wegen „Meine Katze hat meine Kolumne gegessen, und deshalb kann ich nicht liefern“.  Da ich aber a) keine Katze habe (wofür mir bis heute alle Freunde der lebenden Mausefallen auf ewig dankbar sein werden) und b) meine Kolumne bislang noch nie von einer Tintenpatrone geküsst wurde, hat diese Ausrede ungefähr genauso viel Sinn, wie im Schneckentempo die Erde zu umrunden. Wobei ich mir letzteres durchaus spaßig vorstelle.

Also verschone ich dich mit langweiligen Entschuldigungen. Du würdest sie mir sowieso nicht glauben. Also widmen wir uns lieber dem Thema zu, worum es in dieser Kolumne geht. Wobei ich sagen muss, dass mir die Wahl dieses Mal nicht leicht fiel. Ein Text über Sinn und Unsinn von Sealed Sammlern? Hatten wir bereits, wenn auch nicht von mir, sondern von Kollegen Heiko. Eine farbenfrohe Beschreibung der Konsolenzukunft, die natürlich von X dominiert wird? Ehm, nein. Zufälligerweise hänge ich an meinem Dickschädel und ich möchte ihn nicht denjenigen als Fußball andienen, die der Meinung sind, dass ich „ihre“ Firma beleidige. Eine Nachbetrachtung der E3? Reaktion meines Freundes: „Klasse, dann kann ich endlich einschlafen!“. Worüber sollte ich also schreiben, wenn nicht über Maoam (WAS WOLLT IHR DENN?)?

Doch unsereins ist schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Jedenfalls nicht allzu sehr und bislang erwiesen sich die Begegnungen Gehirnbehältnis vs. fester Widerstand als durchaus denkfördernd. Von den gelegentlich auftretenden Kopfschmerzen und sonstigen Nebenwirkungen mal abgesehen.

Also wenden wir uns einem „höchstbrisantem“ Thema zu. Geht ja auch nicht anders, sonst würde ich über Kakteen schreiben, anstatt über Videospiele. Wobei bei ersterem die Gefahr sich in die Stacheln zu setzen…

In_diesem_Sinne_2Fangen wir an. Wer kennt nicht Kickstarter? Du? Lautet dein Name zufälligerweise Patrick und lebst du unter einem Stein? Nein? Okay. Kickstarter ist eine sogenannte Crowdfunding-Plattform (oder, wie es auf gut Deutsch übersetzt wurde: Schwarmfinanzierung. Jedenfalls das, oder Krautfunding, wie man es bei Spiegel Online vorfindet. Wegen Sinn und Unsinn letzterer Variante fragen sie ihren Zeitschriftenhändler oder Spiegel-Redakteur ihres Vertrauens.)

Die 2008 gegründete Webseite ist in den letzten Monaten sehr populär geworden. Man kann auf dieser Seite ein Projekt vorstellen, eine Deadline bis zu der ein bestimmtes monetäres Ziel erreicht werden soll. Wer dieses Konzept interessant und gut findet, kann eine Summe spenden. Wer eine vorgegebene Menge an Cash dem Projekt übereignet, erhält sogar einen Bonus, wie beispielsweise eine persönliche Widmung oder ein Abendessen mit den Machern.

So, und was hat dies jetzt mit Videospielen zu tun? An dieser Stelle muss ich etwas weiter ausholen, daher Platz machen, damit man nicht verletzt wird. Was ist eines der heraustechensten Merkmale dieser Konsolengeneration? Nicht die HD-Optik und auch nicht die stetig wachsende Bedeutung des Internets. Es sind die Entwicklungskosten. Diverse Spiele und vor allem die sogenannten AAA-Titel haben mittlerweile ein Budget, welches im dreistelligen Millionenbereich liegt. Damit sind nicht nur die Entwicklungskosten gemeint, sondern auch solche „Kleinigkeiten“ wie Marketing. Call of Duty Modern Warfare 2 beispielsweise bedurfte insgesamt 240 bis 250 Millionen $, um das Game von der Konzeptphase hin auf den Markt zu bringen. Und nur grob ein Fünftel davon ging für die eigentliche Entwicklungsarbeit drauf. Eine Menge Kohle, und doch symptomatisch für die Kostenexplosion in der aktuellen Konsolengeneration. Noch gilt, wer viel ausgibt, nimmt auch viel Geld ein. Doch was wäre, wenn ein Titel mit einem solchen Budget scheitert? Dann ist Holland in Not und guter Rat teuer. Nicht jede Firma kann sich einen so hohen Etat leisten.

In_diesem_Sinne_1Und um jedes Risiko zu vermeiden, wird jedes Spiel konsequent auf Massengeschmack getrimmt. Lieber wird die xte Version von Call of Duty auf den Markt geworfen, anstatt etwas Neues zu wagen. (Ausnahmen bestätigen die Regel und sonst wäre es auch langweilig) Eher wird Daddeln olympisch, als dass es so weit kommt! Und so können die Großen den gesamten Markt beherrschen? Den Ganzen? Nein, denn es existiert eine kleine, aber stetig wachsende Enklave, die sich tapfer gegen die Dominanz der Eintönigkeit erwehrt. Sie bevorzugen Spiele, die sich dem Trend widersetzen. Und damit schließe ich den Bogen und kehre zu Kickstarter zurück. Wird auch langsam Zeit, oder?

Für Videospiele-Fans wurde diese Plattform ab dem Moment interessant, als Tim Schafer, seines Zeichens Chef von Double Fine und bekannt für Day of the Tentacle oder Secret of Monkey Island, sein Vorhaben vorstellte, ein Adventure zu entwickeln, welches unter anderem für Android-Plattformen und PC erscheinen wird. Vor allem Old-School-Spieler, die sich an die selige LucasGames-Zeit der frühen 90er erinnern (Hach, was für Zeiten), dürfte dieses Projekt interessant gewesen sein. Und so konnte es innerhalb kürzester Zeit das gesetzte Ziel nicht nur erreichen, sondern auch überdeutlich überschreiten. Es ist heute das zweiterfolgreichste Kickstarter-Projekt aller Zeiten. Und wer sich diese Top Ten anschaut, wird doch noch weitere Videogames vorfinden.

Kickstarter entwickelte sich zu einer beliebten Plattform. Es gibt jede Menge Konzepte, Ideen und Projekte, die auf die Finanziers warten. Angesprochen werden dieses Mal nicht irgendwelche großen Spiele-Konzerne, sondern die Fans direkt. Sie entscheiden, was ihnen gefällt und was nicht. Und so haben sicherlich auch Projekte Chancen, die bei großen Firmen den Daumen nach unten erhielten. Es muss „nur“ den „Massen“ gefallen und das Ziel-Budget sollte realistisch sein. Nichts einfacher als das, kann schließlich schon jedes Kindergartenkind.

In_diesem_Sinne_4Doch Obacht! Denn so genial das Kickstarter-Projekt auch ist (zumindest finde ich es als recht intelligent), so groß sind auch die Fallstricke. Man kann darauf Blausäure oder eine andere giftige Substanz nehmen, dass es schon bald zu einem Skandal kommen wird, weil nämlich der Seite etwas Wichtiges fehlt! Absicherung! Es gibt keine Garantie, dass ein finanziertes Projekt auch wirklich entstehen wird. Kontrolle seitens Kickstarter? Fehlanzeige. Sie ziehen sich damit fein aus der Affäre, dass man auf die Sponsoren vertraut, dass sie aufpassen! Die feine englische Art ist dies nicht.

Inzwischen erkannten auch die Big Players die Vorteile der Kickstarter-Projekte. Als Erstes kam EA mit dem Angebot, auf diese Weise produzierte Games drei Monate kostenlos auf der Origin-Plattform zuzulassen. Wer sich jetzt verwundert am Kopf kratzt, weil er über "Origin" nichts weiß, ist in bester Gesellschaft. Hier handelt es sich um einen Versuch Electronic Arts gegen den Marktführer Steam – der Name sollte im Grunde dem einen oder anderen geläufig sein – Paroli zu bieten. Immerhin hat man mit angeblich neun Millionen Usern eine hübsche Menge, was allerdings nichts über die tatsächlichen Benutzer aussagt. Denn gezählt wurden nur Installationen und nicht jeder hat das Programm 24/7 am Laufen. Und um ehrlich zu sein, wirkt Origin im Vergleich zu Steam uninteressant. Da ist es wesentlich interessanter, Eis beim Entstehen zu beobachten. Da fällt mir ein, ich habe noch eine Packung Schokoladeneis im Tiefkühlfach. Sollte mal gegessen werden.

In_diesem_Sinne_3Aber auch Valve mit ihrer Steam-Umgebung wollen die Kickstarter Euphorie nutzen. Nur, dass sie ihr noch eine Extra Barriere einbauen. Steam Greenlight bietet den Nutzern an, entscheiden zu können, welches Game als nächstes auf Steam gelangen könnte. Bevorzugt werden natürlich solche Spiele, die bereits Teil dieser Plattform sind.

Eventuell ziehe ich jetzt auch ein eigenes Kickstart-Projekt auf. Ziel? Finanziert einem absolut Wahnsinnigen den Lebensunterhalt. Zielsumme: Nur 1 Milliarde. Das zahlt der Videospielfan doch aus der Portokasse, oder? Okay, es reicht auch eine kleine Spende aus. Siehst du diesen kleinen Knopf wo „Paypal“ draufsteht? Bitte einmal drauf klicken und schauen, ob er funktioniert. Genommen wird jede Summe, solange sie größer gleich 0,01 Cent ist.

Und damit verabschiede ich mich für heute. Das nächste Mal widme ich mich dem Thema Neuauflage.  Schaun wer mal, was meine Finger da so ausspucken.

Und immer daran denken: Es gibt nur einen Rudi Völler!

In diesem Sinne
In_diesem_Sinne_Titel

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