Unreal im Test

PC Windows

1998 war ein gutes Jahr: Das Schweinsohr (Gomphus clavatus) wurde zum Pilz des Jahres gekürt, Modern Talking ging auf eine Retrotour mit ihrem Album Back for Good und 3dfx Interactive stellten ihre Voodoo2-Grafikkarte vor. Das Highlight aber war, dass Unreal für den PC veröffentlicht wurde.

Unreal_6Super Mario Bros., Tetris oder The Legend of Zelda sind Beispiele für Videospiele, die einen Gamer prägen können, weil entweder das innovative Gameplay einen in seinen Bann zieht oder die Präsentation jenseits des Göttlichen ist. Als damals noch junger und unerfahrener PC-Spieler konfrontierte man mich mit einem Titel, der mich in den Grundfesten als Konsolenspieler getroffen hatte. Ich spreche von dem Egoshooter Unreal, der unter der Leitung von James Schmalz von Epic Games und Digital Extremes entwickelt wurde. Wieso, werdet ihr euch fragen, hat es mir gerade dieses Spiel so angetan?

Um das zu erklären, müssen wir zu den Anfängen meiner Egoshooterkarriere zurück: Auf der damaligen PlayStation hatte ich den ersten Kontakt mit dem für mich neuen Genre in Form von Kileak: The Blood und Alien Trilogy, die für mich spielerisch nur Mittelmaß waren. Zu dieser Zeit empfand ich die Idee nicht schlecht, durch die Gegend zu laufen und mit dicken Wummen alles zu zermatschen, was mir vors Fadenkreuz kam. Aber es fehlte das gewisse Etwas, welches mir 1998 Unreal gab. Das Spiel war für damalige Verhältnisse der Oberhammer in Sachen Grafik, exotischer Atmosphäre und künstlicher Intelligenz.

Zur Geschichte: Der Gefangenentransporter Vortex Rikers ist durch unerklärliche Gründe vom Kurs abgekommen und musste auf den unerforschten Planeten namens Na Pali notlanden. Als einziger Überlebender wird der Spieler in seiner Zelle wach und ab da beginnt ein mitreißender Überlebenskampf, da der namenlose Held schon früh auf die außerirdische Kriegerrasse der Skaarj trifft. Schnell stellt sich heraus, dass die Predator-ähnlichen Aliens alle Mitbewohner unterjochen und die Einheimischen Nalis versklaven. Der Spieler durchläuft 39 Levelabschnitte, die fließend zwischen Innenräumen und weitläufigen Außenlandschaften wechseln. Dank der namensgebenden Unreal-Engine bekam der PC-Zocker damals märchenhaft anmutenden Landschaften zu Gesicht, detailverliebte Tempelanlagen und Wassereffekte, die den ehemaligen Egoshooterkönig Quake II entthronte.

Um sich seiner Haut zu wehren, stellten die Entwickler ein reichhaltiges Waffenarsenal zusammen, was vielseitig und kreativ war. Die Standardwummen wie Maschinen- und Scharfschützengewehr sowie Raketenwerfer waren nur die Spitze des Eisberges und wurden mit ausgefallenen Wummen wie die Bio-Rifle oder der Flak-Cannon komplettiert. Unreal war der erste Egoshooter seiner Art, der jeder Waffe einen sekundären Feuermodus spendierte, was die Gefechte gegen die Außerirdischen taktischer machte als andere Konkurrenzprodukte. So war der Eightball-Launcher (Raketenwerfer) im alternativen Modus ein Granatwerfer oder das ASMD (heute Shock Rifle) konnte mittels beider Feuermodi eine „Shock-Combo“ abfeuern, die alle ins Ziel genommenen Gegner sofort auslöschte.

Unreal_2Das Hauptziel des Spiels lag darin, so schnell wie möglich vom Planeten zu kommen und das am besten im Ganzen. Als äußerst hilfreich stellen sich die Einheimischen Nalis heraus, die euch in den Abschnitten versteckte Goodies, wie Upgrades für eure Dispersion Pistole oder Medipacks, zeigten. Lustig: Hat man bei den Kämpfen einen Nali durch Zufall erledigt, verweigerten alle Bewohner in den späteren Levels die Hilfe, was ein Weiterkommen schwerer machte. Die Gefechte gegen die vielseitigen und abwechslungsreichen Feinde waren kein stupides Geballer. Im Gegenteil! Hat man das Feuer auf den Gegner eröffnet, war es überraschend zu sehen, dass die Aliens versuchten, euren Schüssen auszuweichen oder das Terrain taktisch besser zu nutzen.

Das führte meist zu packenden Feuergefechten, die durch die sekundären Feuermodi der Waffen an Spieltiefe zunahmen. Gelegentlich traf der Gamer auf Endgegner, die mit ihrer Masse protzten. Die Action wurde leider zu oft mit lästigen Schalterrätseln aufgelockert, die sich durch das ganze Spiel ziehen sollten. Neben dem 12-15 stündigen Singleplayermodus spendierten die Entwickler einen motivierenden Mehrspielermodus, der entweder im LAN oder online gespielt werden konnte. Zur Auswahl standen Deathmatch/Team-Deathmatch, Darkmatch und King of the Hill, die auch offline mit computergesteuerten Bots spielbar waren. Die K.I. galt es nicht zu unterschätzen, denn sie war zu der Zeit die ausgereifteste auf dem Markt.

Unreal war damals bei vielen PC-Besitzern sehr umstritten, weil der Hardwarehunger der Engine in einer Auflösung von 640x480 enorm war. So brauchte man einen Pentium II MMX mit 266 Mhz, 64 MB Ram und eine Grafikkarte der Klasse Voodoo2, um wirklich in den Genuss des Spiels zu kommen. Die Mindestvoraussetzungen sind heute natürlich ein kleiner Lacher: Pentium 166 MHz, 16 MB Ram und eine 2 MB-Grafikkarte waren Pflicht, die leider dann nur eine vernünftige Framerate in einer Auflösung von 320x200 zuließen. Freudig ist festzustellen, dass Unreal selbst auf einem Dualcore-PC ohne Scherereien läuft.

Minimale Systemvoraussetzungen:
Pentium 166 MHz 16MB Ram
2 MB-Grafikkarte
600 MB Festplattenspeicher
Kompatible Soundkarte
4x CD-Rom Laufwerk




Christian meint:

Christian

Unreal ist und bleibt der Pflichttitel im Egoshootergenre und ist selbst in der heutigen Zeit immer wieder gut für eine Runde. Trotz des hohen Alters sind das Leveldesign, die fair platzierten Feinde und die abwechslungsreichen Areale einen Blick wert und dank der guten Gegner-K.I. werden die Feuergefechte nie langweilig. Abseits der motivierenden Singleplayerkampagne war der Multiplayermodus (der auch mit Bots lauffähig war) ein echter Hit und mittels der gut designten Karten und Balancing erfreut sich Unreal im Internet selbst heute noch größter Beliebtheit.

Positiv

  • (Damals) Phantastische Grafik
  • Originelle Waffen
  • Mehrspielermodus mit schlauen Bots

Negativ

  • Story nur als Text
  • Manchmal zu schwer
  • Zu viele Schalterrätsel
Userwertung
8.72222 9 Stimmen
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Forum
  • von Dragon:

    Habe es letztes Jahr gespielt ( Hab die Uncut UT Trilogy ) und fand es wie viele Spiele schrecklich gealtert. Nach einigen Minuten keinen Bock mehr gehabt. Damals war es natürlich der absolute Knaller. Bin ganz froh, dass der Soundtrack dabei war. Denn der ist neben UT heutzutage mit das Beste...

  • von Jekhar:

    Ich hab's geliebt. Tolle Atmosphäre, geniale, demoszenelastige Tracker-Musik und noch recht klassisches Shooter-Gameplay ohne moderne Spielflussbremsen. Grafisch war es eh die Referenz damals, farbige Lichtquellen, volumetrischer Nebel, Lensflares, Detail Texturen, da war alles drin. Zum Glück...

  • von Bitmap Brother:

    Den Singleplayermodus fand ich ziemlich gümmelig, dafür haben wir den Multiplayermode im Internetcafé über mehrere Jahre gesuchtet. Fand es auch nach Erscheinen von UT immer noch besser. Mehr als Deck 16 (und gelegentlich mal Ariza, oder nen Random Level) braucht der Mensch eh nicht! ...

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Unreal Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 1998-08-02
Vermarkter -
Wertung 8.5
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