Ninety-Nine Nights im Test

Xbox 360

Spätestens seit dem Herr der Ringe-Wahnsinn lässt sich mit sämtlichen Fantasy Geschichten gutes Geld verdienen. Das dachten sich vermutlich auch Tetsuya Mizuguchi von Q-Entertainment und die koreanischen Entwickler von Phantagram (Kingdom under Fire), als sie sich zusammensetzten und Ninety-Nine Nights planten. Die Massenklopperei, die im Vorfeld wie eine Mischung aus Kingdom under Fire und Dynasty Warriors erschien, war einer der großen Hoffnungsträger für die Lage der Xbox 360 auf dem japanischen Markt. Nachdem das gründlich in die Hose gegangen ist, erscheint der Titel in wenigen Tagen auch bei uns. Wir beschäftigten uns mit der fertigen deutschen Fassung und lassen euch wissen, warum es nicht zum erhofften Hit reichte...

Ninety_Nine_Nights_neXGam_11Ninety-Nine Nights erzählt die Geschichte eines langen Krieges zwischen den Armeen des Lichts und der Dunkelheit. Durch einen magischen Stein lebten die verschiedenen Völker bislang friedlich miteinander, doch dieser zersprang auf rätselhafte Weise. Dadurch wurde die Welt in Licht und Dunkelheit geteilt, das Chaos zog ins Land ein. Aus Argwohn wurde Zweifel, aus Zweifel Misstrauen und aus diesem Misstrauen entstand ein Konflikt, der seines Gleichen sucht. In Ninety-Nine Nights erlebt ihr den Verlauf dieses Krieges. Das besondere daran ist, dass ihr in die Rollen von verschiedenen Hauptcharakteren schlüpfen könnt und die Geschichte daher aus diversen Blickwinkeln mitkriegt. Zum Beginn des Spiels schlüpft ihr in die Haut der jungen Kriegerin Inphyy, die im Krieg Rache für den Mord an ihrem Vater ergattern will.

Sieben Charaktere schafften den Weg auf die Disk, darunter z.B. Inphyys Bruder Aspharr oder der Söldner Myifee. Die spielbaren Figuren sind dabei ebenfalls nach Licht und Dunkelheit aufgeteilt, sprich ihr werdet im Verlauf des Games beide Seiten der Schlacht erleben. So geschieht es dann auch, dass ihr hin und wieder in Arealen unterwegs seid, die ihr mit einem anderen Protagonisten vorher schon einmal besucht habt. Solltet ihr also mit allen Figuren das Spiel durchspielen wollen, solltet ihr euch schonmal darauf einstellen, dass Abwechslung nicht immer groß geschrieben wird. Die Kampagnen von Inphyy und Aspharr sind dabei die Meilensteine, was die Story und die Länge angeht. Die Missionen anderer Charaktere sind meist kürzer und haben außerdem viel weniger Plot hinter sich stehen.

Ninety_Nine_Nights_neXGam_16Auch beim Gameplay steht nicht viel Abwechslung auf dem Programm. Abgesehen davon, dass sich ein paar der Charaktere durch Kleinigkeiten wie Waffenhandling usw. voneinander unterscheiden, gestaltet sich das Spielprinzip doch ähnlich. Zwei Buttons (X, Y) des Xbox 360 Pads führen Angriffe aus, über A wird gesprungen. Die Trigger dienen zum blocken und zum Vordreschen. Sobald die gegnerischen Horden in eure Richtung gelaufen kommen, hämmert ihr auf die X und Y-Knöpfe und führt damit – oftmals völlig ‘ungewollt’ – die schärfsten Combos aus. Die Gegner fliegen durch die Luft und es ist meistens nicht sonderlich schwer, sich einen kleinen Freiraum um das Alter Ego zu verschaffen.

Während ihr also wild um euch herum schlagt, sammeln die Charaktere Erfahrungspunkte ein und werden auch selbstständig hochgelevelt. Durch den Aufstieg in ein neues Level erlernt eure Kriegsmaschine neue, längere und durchschlagendere Combos, die sofort auf dem Schlachtfeld ausprobiert werden können. Diese ziehen allerdings den Nachteil mit sich, dass euer Rücken über längere Distanz ungeschützt ist, wodurch es für den Feind leichter wird, dort anzugreifen.

Ninety_Nine_Nights_neXGam_33Durch das Töten von Gegnern werden rote Orbs freigesetzt, die automatisch eingefangen werden (sprich ihr müsst keinen Button dafür drücken). Diese laden eure Spezialattacke auf, die später über den B-Knopf ausgelöst werden kann. Feinde, die während jener Phase das Zeitliche segnen, hinterlassen blaue Orbs, die die Leiste zur ultimativen ‚Ich räum den ganzen Bildschirm auf’-Attacke füllt. Zusätzlich zu diesen findet ihr auf dem Schlachtfeld auch noch bestimmte Items, die von getöteten Gegnern zurückgelassen werden. Auf diese Art und Weise kommt ihr z.B. an neue Waffen... denkste! Sie sehen zwar in den Händen eures Charakters anders aus, doch es handelt sich nur um eine stärkere Fassung der ursprünglichen Waffe der jeweiligen Figur. Sprich es gibt durch das Wechseln keinerlei Veränderungen in Sachen Combos oder Gameplay.

Natürlich seid ihr im Kampf nicht alleine unterwegs. Bevor ihr in eine Schlacht zieht, habt ihr die Möglichkeit, eure beiden Flanken zu besetzen. Dabei lässt sich aus vier Gattungen auswählen: Infanterie, schwere Infanterie, Speerkämpfer und Bogenschützen. Im Kampf müsst ihr euch dann aber auch die künstliche Intelligenz der Jungs verlassen, denn eure Fähigkeit, den Verbündeten Befehle zu erteilen, lässt zu wünschen übrig: ihr könnt ihnen nur sagen, ob sie angreifen oder zurückbleiben sollen. Mit anderen Worten: im Kampf sind eure Kollegen nutzlos, nur zur Ablenkung der Gegner lassen sie sich gut einsetzen.

Ninety_Nine_Nights_neXGam_9Grafisch konzentriert sich Ninety-Nine Nights unmissverständlich darauf, euch durch große Massenschlachten den Atem zu rauben. Und wenn riesige Horden von Goblins und Orks einen Hügel herunter gelaufen kommen, nur um euch möglichst qualvoll sterben zu lassen, dann hebt diese filmreife Inszenierung die Atmosphäre auch wirklich an. Geschwindigkeitsverluste erlebt ihr selten, nur wenn die gegnerischen Massen wirklich sehr sehr groß werden, kommt es zu kleineren Einbrüchen. Leider wurde bei den verschiedenen Gruppierungen der Gegner ebenfalls nicht genügend Wert auf Abwechslung gelegt. Freude kommt anschließend erneut bei den Bossgegnern auf, die sich deutlich vom restlichen Gegnerbrei unterscheiden und ebenso über interessantere Angriffe verfügen. Die spielbaren Charaktere sind nicht detailliert dargestellt und auch die Schlachtfelder lassen zu wünschen übrig. Mit dem rechten Analogstick solltet ihr euch ebenfalls anfreunden, ihr werdet ihn nämlich häufig brauchen, um die Kamera zu justieren, damit noch verbleibende Widersacher entdeckt werden können.

Auch in Sachen Sound kann Ninety-Nine Nights nicht begeistern. Dank des absolut großartigen Titelsongs könnte man zu Beginn des Spiels meinen, hier würde einem beim Soundtrack richtig was geboten. Leider relativiert sich das schnell wieder, denn qualitativ kommt der Rest der musikalischen Untermalung nicht mal annährend an den Opener heran. Wenig ruhmreich ist außerdem die englische Synchronisation, deren Stimmen einfach nicht mehr zu passen scheinen, wenn man mal das japanische Original hörte (z.B. im E3-Trailer). Und weil N3 es sich mit der Abwechslung so schwer tut, gibt es auch bei den Soundeffekten nur kleinere Differenzen.




Gregory meint:

Gregory

Als bekennender Mizuguchi-Fanboy fällt es mir schwer das zu sagen, aber Ninety-Nine Nights ist den Erwartungen in keinster Weise gerecht geworden. Das größte Problem des Titels ist definitiv die mangelnde Abwechslung – und das nicht nur auf das Gameplay bezogen. Hinzu kommt, dass die Story sich kaum spannungsvoll weiterentwickelt und daher zu keiner Zeit im Vordergrund steht. Ninety-Nine Nights lässt euch kaum strategische Elemente bearbeiten, die dem Spiel sicherlich den fehlenden Tiefgang beschehrt hätten. So bleibt unter dem Strich ein stumpfes Dauergekloppe, welches nur den aller wenigsten Spielern über längere Zeit wirklichen Spaß bereiten wird.

Positiv

  • Imposante Massenschlachten

Negativ

  • Zu wenig Abwechslung
  • Kaum strategischer Tiefgang
  • Kein Multiplayer Modus
Userwertung
6.5 1 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Civilisation:

    Gregorys Test des Spiels ist heute frisch überarbeitet worden. Viel Spaß beim Lesen. Ninety-Nine Nights Spätestens seit dem Herr der Ringe-Wahnsinn lässt sich mit sämtlichen Fantasy Geschichten gutes Geld verdienen. Das dachten sich vermutlich auch Tetsuya Mizuguchi von...

  • von Harry87:

    nexgam.de/news/Ninety-Nine-Nig…ng-und-Debut-Trailer.html...

  • von ChaosQu33n:

    Da ist nix geschnitten.

Insgesamt 266 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Ninety-Nine Nights Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2006-09-01
Vermarkter Microsoft Game Stud
Wertung 5.8
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen