Das Gesicht hinter dem Spiel: Koji Kondo im Test

In dieser Reihe wollen die Gesichter hinter Spielen beleuchtet werden. Was sind das eigentlich für Menschen, deren Namen wir aus den Credits kennen? Wir beginnen mit Koji Kondo - oder, wie die Überraschung zu Zelda kam ...

Wenn man einen Spieler fragt, was das Wichtigste in einem Spiel ist, hört man fast immer dieselben Antworten: ansprechende Grafik, gute Charaktere und wenn noch etwas Platz ist, eine spannende Story. Mehr braucht es nicht. Oder doch? Steckt einfach mal euer Lieblingsspiel in die Konsole, dreht die Lautstärke des Fernsehers oder der Anlage ab und spielt eine halbe Stunde. Nicht halb so toll, wie es sein könnte, oder?

koji-kondoSound und die Musik sind wohl die wichtigsten Teile eines Spieles, von denen man im besten Falle nichts mitbekommt. Denn je besser der Sound zum Spiel passt, desto weniger achtet man darauf. Passende Musik kann die Stimmung eines Spieles nicht nur interpretieren, sondern noch verstärken.

Ein Mann, der diesen Spagat zwischen „im Hintergrund laufen“ und „Situation fördern“ beherrscht wie kaum ein Zweiter, ist Nintendos Sound Mastermind Koji Kondo. Geboren am 13. August 1961 in Japans Präfektur Aichi, genauer in der Großstadt Nagoya, begann Kondo sich schon im Alter von fünf Jahren für Musik zu interessieren und nahm Harmonium Unterricht (eine elektrische Orgel). Nachdem er seine Fähigkeiten am Instrument immer weiter verbesserte, gründete er an der Hochschule zusammen mit Schulkameraden eine Coverband. Die vor allem Lieder von Deep Purple, Emerson, Lake and Palmer spielte. Da er allerdings nicht wie die anderen Mitglieder seine Haare wachsen lassen wollte, spielte er im Hintergrund. Seinen ehemaligen Mitschülern blieb er wegen seiner Musik, weniger wegen seinem Image, in Erinnerung.

Später studierte er Kunst an der Osaka Universität für Kunst, ohne sich allerdings speziell auf Musik zu konzentrieren. Dort lernte er auch sein zweites Hobby kennen und lieben - das Malen. Musikalisch experimentierte Kondo viel mit einem Keyboard und dem Computer, der ihm beim Komponieren unterstützte. Kurz vor seinem Abschluss las Kondo in der Universität die Stellenausschreibung einer noch kleinen Firma, die einen Sound-Programmierer suchte. Als Spieler von LCD- und Arcadegames faszinierte Kondo die Idee, Musik für Videospiele zu produzieren. So wurde er 1984 eingestellt. Da die Firma unter starkem Personalmangel litt, wurde er lediglich kurz getestet und für gut befunden - ohne auch nur ein Demo Tape abgegeben zu haben. Der Name der Firma - Nintendo.

supermariobros4Bei Nintendo fand sich Kondo allerdings nicht wie erhofft in der Position seiner Träume wieder. Er wollte seiner Kreativität freien Lauf lassen, konnte aber nicht. Das lag weniger an Nintendo selbst, als vielmehr an den starken Limitationen der damaligen Konsolen. Trotz seiner anfänglichen Unzufriedenheit blieb Kondo Nintendo über Jahre hin treu, bis es ihm schließlich mit dem Nintendo64 möglich war, seine Ideen von hochqualitativem Sound zu verwirklichen. Als 2001 Nintendo den Gamecube auf den Markt brachte, war Kondo an dem Ziel seiner Wünsche angekommen: CD-Sound mit zig Kanälen, die er frei nutzen konnte. Trotzdem sind es die frühen Werke der 80er und 90er Jahre, die bei Fans am beliebtesten sind. Viele seiner Soundtracks und Jingles aus dieser Zeit finden noch heute Einzug in moderne Spiele. Vor allem die Soundeffekte zu Super Mario Bros und The Legend of Zelda haben einen hohen Wiederkennungswert. Es erscheint unmöglich, ein Spiel dieser Serien ohne entsprechende Musikuntermalung zu veröffentlichen.

Zu Kondos meistgehörten (oder besser gespielten) Soundtracks gelten unter anderem:
 

  • Super Mario Bros
  • Kung Fu (1985)
  • Family BASIC (1985)
  • Nazo no Murasamejō (1986)
  • The Legend of Zelda (1986, 1987)
  • Super Mario Bros 3 (1990)
  • Super Mario World (1991)
  • Pilotwings (1991)
  • The Legend of Zelda: A Link to the Past (1992)
  • Starwing (1993)
  • Super Mario World 2: Yoshi‘s Island (1995)
  • Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars (1996)
  • Super Mario 64 (1996)
  • The Legend of Zelda: Ocarina of Time (1998)
  • Super Smash Bros. (1999)
  • Wave Race: Blue Storm (2001)
  • Super Mario Sunshine (2002)
  • Super Smash Bros. Melee (2002)
  • The Legend of Zelda: The Wind Waker (2003)
  • The Legend of Zelda: Twilight Princess (2006)
  • Super Mario Galaxy (2007)
  • Super Smash Bros. Brawl (Super Mario Bros.: Ground Theme) (gemeinsam mit anderen) (2008)


Bei vielen anderen Spielen war er als Helfer tätig.

Viele von Kondos Werke wurden von Fans nachgespielt und als Remix bei Portalen wie YouTube veröffentlicht. Websites, auf denen man sich die Noten zu den Stücken besorgen kann, gibt es wie Sand am Meer. Doch nicht nur die Fans, auch ganze Orchester haben Kondos Lieder gespielt. Kondo war auch Teil der Weltpremiere der „Play! A Video Game Symphony„ im Rosemont Theater in Rosemont, Illinois Mai 2006. Von einem Orchester wurde sein Thema von Super Mario Bros gespielt. Und The Legend of Zelda. Das Event zog knapp 4.000 Zuschauer an.

Im Jahr 2011, zum 25-jährigen Jubiläum von The Legend of Zelda, gab Kondo auch drei Konzerte in Japan. Das es unzählige offizielle und inoffizielle Soundtracks und Remixe auf CD zu kaufen gibt, versteht sich von selbst.

Zu Kondos größten Stärken zählt es Lieder zu produzieren, die auch nach stundenlangem Hören nicht langweilig oder nervig werden. Immer wieder auftretende Soundeffekte, wie das Jingle beim Öffnen einer Truhe in Zelda, sind zum Markenzeichen ganzer Serien geworden und von Firmen wie Bandai und Takara als Spielzeuganhänger verkauft worden. Doch auch Nintendos Musikmeister ist von Kritik nicht verschont geblieben: So wird ihm fehlende Weiterentwicklung seiner Melodien vorgeworfen, viele seiner neueren Melodien klingen nicht viel anders als noch in den früheren Jahren. Andererseits wird es von den Fans schlecht aufgenommen, wenn er Änderungen vornimmt, wie es (vor allem in Japan) bei Zelda: Ocarina of Time der Fall war.

Heute lebt Kondo in Osaka.

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