GoldenEye 007 im Test

Nintendo Wii

Selbst über 13 Jahre nach seiner Veröffentlichung auf dem Nintendo 64 hat Goldeneye einen bleibenden Eindruck in der Videospiel-Landschaft hinterlassen. Wird Zeit für ein passendes Remake, um den Hype wieder aufleben zu lassen! Leider ohne den damaligen Entwickler Rare, weil die Engländer zwischenzeitlich von Microsoft geschluckt wurden. Doch das Erbe von Rare wurde in gute Hände gelegt.

Das in Derby ansässige Programmierstudio Eurocom hat mit der James Bond Lizenz schon Erfahrung. So geht zum Beispiel das im Jahr 2000 veröffentlichte The World is not Enough (N64) auf ihre Kappe, aber auch die Umsetzung von James Bond 007: Nightfire für PS2, Xbox und GameCube wurden den Engländern anvertraut. Die letzten großen Arbeiten an 007 war die PS2-Version von Quantum of Solance, was respektable Bewertungen einheimsen konnte. Man sollte meinen, dass die Jungs von Eurocom genau die Richtigen für diese Arbeit sind. Ohne viel zu Spoilern kann ich sagen, dass die Wii-Version von Goldeneye eine sehr gelungene Neuinterpretation des Klassikers geworden ist. Doch was Goldeneye damals auf dem Nintendo 64 so legendär machte, war der Mehrspielermodus, den wir auch als Erstes beleuchten.

Ich bin der Meinung, dass erst durch einen Mehrspieler bzw. Onlinemodus ein Titel für lange Zeit im Laufwerk bleibt. Denn selbst wenn der Abspann einer Singleplayerkampagne über den Bildschirm flimmert, spielen begeisterte Spieler einen Titel weiter, um im e-sportlichen Geist untereinander die Kräfte zu messen. Das Grundgerüst von Goldeneye in Sachen Mehrspielermodus wurde in die Neuzeit verfrachtet und an vielen Punkten erweitert. Wollt ihr das klassische Goldeneye-Feeling aus N64-Tagen nochmals erleben, ist der lokale Mehrspielermodus mit bis zu vier Spielern an einer Konsole genau das richtige. Leider stehen hier nur vier Matchvarianten zur Verfügung. Die James Bond-Variante Konflikt- bzw. Team-Konflikt, welches eigentlich den klassischen Deathmatchmodus beherbergt, sowie die Modi Goldener Colt und Man lebt nur zweimal. Trotz seines Nostalgiefeelings muss man deutlich sagen, dass durch die kleinen Bildausschnitte der Spaß für das Jahr 2010 nicht mehr zeitgemäß ist.

Dafür punktet der Onlinemodus über Nintendos Wi-Fi-System umso mehr. Hier knallen gleich mehr als doppelt so viele Spielmodi auf den Spieler herein. Leider vermisst man gewisse Standards wie Capture the Flag und Konsorten. Ein anderer Standard, der sich seit Call of Duty und  Battlefield ins Spielsystem geschlichen hat, ist das eigens für Goldeneye erstellte EP-System. Hier levelt ihr eure Spielfigur durch Kills oder erfüllte Ziele auf und schaltet 20 Primärwaffen, 5 Sekundärwaffen und 15 Gadgets frei. Diese lassen sich dann in fünf Ausrüstungsslots packen und beliebig konfigurieren. Eine kluge Entscheidung war auch, Spieler, die schon sehr lange den Mehrspielermodus von Goldeneye spielen mit immer neuen Extras zu belohnen. Zum Beispiel werden erst die Spielmodi Lizenz zum Töten (und seine Teamvariante) ab Level 25 bzw. Level 30 freigeschaltet. Selbst wer sich schon bei Level 40 befindet, wird noch mit einigen schlagkräftigen Waffen versorgt, so dass die Motivation auch nach Wochen vorhanden bleibt. Selbstredend gibt es auch hier ein Rangsystem, was noch für weiteren Spielspaß sorgt.

er einzige wirkliche Kritikpunkt ist die Anzahl der Spieler pro Onlinematch. Gerade mal acht Goldeneye-Besitzer dürfen sich auf einer Karte tummeln, die von ihren Größenverhältnissen einfach für mehr Spieler gemacht wurde. Hier ein Vergleich: Die Reflex-Edition von Call of Duty Modern Warfare lässt 10 virtuelle Spieler im Mehrspielermodus aufeinander los und SEGAs Ego-Shooter The Conduit bietet sogar eine 12-Spieleroption. Hier bieten die Onlinematches von Goldeneye einfach weniger Action, weil die niedrige Spielerzahl alle Gefechte recht ruhig verlaufen lassen. Ein anderer Kritikpunkt ist das Wegfallen einer Wii-Speak-Funktion, auch wenn dies reine Geschmackssache ist. Bei unserer längeren Testphase in den Onlinegefilden von 007 muss man generell sagen, dass das Matchmaking gut funktioniert. Jetzt schon finden sich viele neue und erfahrene Spieler zu einem Match zusammen und ein Lag-Problem war nicht auszumachen.

Als regelrechten Luxus kann man die Steuerungs-Freiheit sehen. Mit Wii-Remote und Nunchuk, Classic-Controller, Gamecube-Controller und Wii-Zapper ist für jeden etwas dabei. Solltet ihr die Special Edition ergattern, wartet noch ein goldener Classic-Controller Pro auf euch, der noch besser in der Hand liegt als sein weißer Vorgänger. Wer nach kurzer Steuerungs-Konfiguration einen Parameter eingestellt hat, wird schnell herausfinden, dass die Wii-Remote/Nunchuk-Combo das beste Spielgefühl bietet. Sind alle Parameter, wie horizontale bzw. vertikale Empfindlichkeit und Drehgeschwindigkeit eingestellt, flutscht euer digitaler Bond. Ein nettes Gimmick ist auch die optionelle Zielhilfe, die im Zoommodus sofort den nächsten Gegner anpeilt und ihm auch folgt. Das macht den Einzelspielermodus für erfahrene Spieler fast zu einfach.

Die Neuinterpretation der Storyline bleibt auch im Jahr 2010 unangetastet. Vielmehr hat Eurocom neue Sichtweisen und einige Teilabschnitte ausgebaut. Klassische Levelpassagen, wie die Ankunft am Damm wurden leicht aufgepäppelt und bringen jetzt noch ein größeres Mittendringefühl als damals. Doch die größte Neuerung ist, dass nicht Pierce Brosnan, sondern der aktuelle Bond Daniel Craig, der Held von Goldeneye ist. Auch die anderen Schauspieler wurden durch neue digitale Ebenbilder ersetzt. Was der Atmosphäre einen gewaltigen Schwung nach vorne gibt, sind die originalen Synchronstimmen der Schauspieler, also von James Bond und seinem weiblichen Chef M. sowie der von David Arnold komponierte Soundtrack. Egal wo ihr gerade seid und was ihr auch macht: Es spielt und fühlt sich wie James Bond an.

Um das Satellitensystem Goldeneye, was mit EMP-Ladungen ganze Städte zurück in die Steinzeit werfen könnte, zurückzugewinnen (die böse Janus-Gruppe hat es gemopst) ist Daniel Craig, ähm, ich meine James Bond an allen Fronten vertreten, um Blei zu verteilen. Die vielen Levels sind teilweise so aufgebaut, dass ihr selbst entscheidet, ob ihr als virtueller Rambo zu Felde zieht oder Sam Fischer-mäßig von einem Gang in den nächsten schleicht. Als echte iPod-Konkurrenz ist euer Smartphone, ein Hackertool der Extraklasse, anzusehen - verwendbar um Selbstschussanlagen umzuprogrammieren oder eben als Peilsender zu missbrauchen. Hier sind dann solche Standardfunktionen wie Fotos machen noch Kinderkram. Früher oder später wird es zu einer Konfrontation kommen und ihr teilt mit einem zeitgemäßen Waffenarsenal eure Argumente aus. Leider ist zu bemerken, dass die Gegner-K.I. recht schwankend ist. Gelegentlich fallen sie euch Lemining-artig vor das Fadenkreuz, dann wieder herrscht ein regelrechtes Katz-und Mausspiel mit viel Deckungsarbeit.

Hob ich vorhin den Soundtrack und die Sprachausgabe positiv hervor, kann ich nur sagen, dass grafisch Goldeneye ein gutes, aber nicht überragendes Produkt ist. Genau wie bei The Conduit wirkt das Allgemeinbild sehr grau. Wieso und warum dies so ist, weiß ich nicht. Die Umgebungstexturen liegen auf einem hohen Niveau. Framerate-Einbrüche oder andere Glitches waren zum Glück wenig vorhaben, nur das kurze Nachladen der Konsole während der Levelpassagen nervt, weil das Spiel kurz einfriert. Das Problem wäre bestimmt vom Tisch, hätte die Wii eine Festplatte.




Tobias meint:

Tobias

Operation gelungen, Goldeneye ist dank Eurocoms Leistung wieder in aller Munde! Die chirurgischen Eingriffe haben aus dem Klassiker ein sehr gutes, rundes und stimmigesGesamtpaket gemacht.

Andrej meint:

Andrej

Ich kann jedes Wort, das mein Kollege in seinem super Review verfasst hat, nur noch unterstreichen und betonen, dass Goldeneye ein wahnsinnig gutes Remake eines zeitlosen Klassikers geworden ist. Klasse finde ich vor allem, dass die Jungs bei Eurocom den Singleplayer nicht einfach nur portiert haben, sondern das Missionsdesign und den generellen Ablauf an die heutige Zeit angepasst haben. Für mich ist GoldenEye auf der Wii definitiv der Ego-Shooter des Jahres. Zugreifen!

Positiv

  • Große Steuerungsfreiheit
  • Guter Mehrspielermodus
  • Sehr gute James Bond-Atmosphäre

Negativ

  • Online nur 8 Spieler
  • Splitscreenmodus nicht mehr traufrisch
Userwertung
6.93333 3 Stimmen
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Forum
  • von Kou:

    Hab es mehrfach auf allen difficulties durch und habs dann auch nach zig Hunderten oder maybe (wohl eher knapp tausend stunden..) ad acta gelegt. Gab wohl jahrelang kein Game was mich mehr fasziniert hat. Dieser wahnsinnige smoothe flow. Dazu diese super weiche Grafik plus den gestörten MP...

  • von TommyKaira:

    Ich bin jetzt mit der dritten Mission fertig und bin bisher auf Xbox echt begeistert. Noch besser, als ich es in Erinnerung habe. Top! Echt ein toller GP-Titel. Mission vier ist aber etwas unübersichtlich, ich irre da etwas ziellos umher. ...

  • von Flat Eric:

    Wie oben schon mal gepostet: youtube.com/playlist?list=PL-zOWmGvo0G8iae3Ohy3VRPBbAoaF752M Dort sieht man (auf 00) am besten, wie die Missionen zu schaffen sind. Aber Graslu00 ist pervers gut. Beide Natalya-Missionen (+ das Ende von Train) sind dämlich, weil die gute Frau einfach immer mal wieder...

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GoldenEye 007 Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010-11-05
Vermarkter Activision
Wertung 8.6
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