Last Action Hero im Test

SNES

Gamer wissen schon seit Anfängen der immer noch jungen Branche, dass Filmadaptionen großer Blockbuster Lizenzschrott erster Güte sind. Unser neustes Review zu Last Action Hero zeigt, dass diese Tradition selbst in 16 Bit-Zeiten bestand.

last_action_hero_14Ich wollte seit langem erneut ein Videospiel vorstellen, welches durch und durch schlecht ist. Nur wusste ich nicht genau, zu was ich mich hinreißen lassen sollte. Ein kurzer Blick in meine DVD-Sammlung schaffte Klarheit. Last Action Hero, ein Action-Fantasy-Spektakel mit Hollywoods Muskelprotz Arnold Schwarzenegger! Ich kann mich heute noch recht gut erinnern, wie die damalige Videospielpresse alle Umsetzungen für Amiga, PC-Dos, Mega Drive oder Game Boy mit miesen Bewertungen versahen.

Selbst der Film wurde von den Kritikern zerrissen, weil die total kranke Geschichte um eine magische Kinokarte an den Haaren herbeigezogen war; auch die schlechten Oneliner sprachen 1993 für sich. Doch wir von neXGam sind keine Filmkritiker, sondern Videospielredakteure mit teils gutem Geschmack. Also nichts wie los zu einer der größten Videospiel-Sternstunden für das Super Nintendo.

Entwickler Bits Studio, die sich schon an anderen Filmadaptionen versuchen (Alien 3 oder das grauenhafte Terminator 2 für Nintendos Game Boy) folgen ihrem Muster von konfuser Programmierarbeit auf dem Fuße. Keine Storyerklärungen, kopiertes Gameplay von Toptiteln und viele, viele schlechte Programmierentscheidungen, die einfach den Spaßfaktor nach unten drückten. So wurde an einem Intro bzw. wirklichen storyrelevanten Erklärungen gespart.

In Last Action Hero wird der Teenager und Kinofan Danny Madigan dank der magischen Eintrittskarte in den neusten Action-Blockbuster Jack Slater IV mit Arnold Schwarzenegger transportiert. Aber nicht wie im Film auf die Rückbank seines Cabrios, sondern vor der Schule, wo der liebe Jack seinen Sohn vor dem Ripper retten möchte. Diese kleinen Storyänderungen passieren in den sechs Stages oft, und ohne einen roten Faden geht es von einer bekannten Filmlocation zur anderen. Nur Insider werden anhand der Hintergründe und Standbilder erkennen, was als Nächstes folgen wird.

last_action_hero_13Die Programmierarbeit der Entwickler ist so mies, dass ich allein mit diesem Testartikel nicht alle schlechten Punkte auflisten kann, weil uns schlichtweg der Speicherplatz dazu fehlt. Aber hier ein paar Beispiele, damit ihr seht, von welchen Flausen wir reden. Jeder  kennt Arnold Schwarzenegger und weiß somit, wie er aussieht. Schaut man sich Jack Slater (aka die österreichische Eiche) genauer an, wird man erkennen, dass dieser mit ihm keine Ähnlichkeit aufweißt.

Also bereits hier schon ein böser Fehler. Ein anderer übler Schnitzer ist das monotone Leveldesign. Sechs Stages (!!) gilt es zu bewältigen, wovon ihr vier davon im Final Fight-Style bewältigt. Nur bitte, denkt jetzt nicht an große Sprites, aufnehmbare Waffen und haufenweise Schlag -bzw. Kickoptionen. Das bietet das Gameplay von Last Action Hero nämlich nicht. Jack kann nur einen läppischen Hieb, einen kurzen Tritt und interessanterweise einen Freiluft-Spagat ausführen. Kenner des Films werden sich garantiert am Kopf kratzen. Aber egal: Jack, der Superheld braucht keine Kampfgeräte um die bösen Jungs aufs Trittbrett zu befördern; die Computergegner umso mehr.

Diese sind mit Schusswaffen, Baseballschlägern, Brandbomben oder Messern bewaffnet und haben nicht vor, euch kampflos bis zum Endgegner durchzulassen. Und so sehen die normalen Spielszenen aus: Ihr watschelt ein paar Schritte, während der nächste Hintergrund scrollt. Dann bleibt das Bild stehen und ein böser Mensch nähert sich vom Bildschirmrand. Habt ihr diesen verkloppt, kommt auf der anderen Seite erneut eine gewalttätige Person, die euch verprügeln möchte. Zwischendurch signalisiert ein Finger-Symbol, dass es weitergeht. Also lauft ihr abermals einige Schritte und dasselbe Prinzip fängt von vorne an. Gähn. Abwechslung bietet die Cartridge nur, indem es mehrere Gegner gleichzeitig auf euch hetzt.

last_action_hero_12Doch dann wird es schnell unfair und Frust steht an der Tagesordnung. Apropos: Checkpoints sind Mangelware, keine Speicheroption und Passwörter wurden für das Spiel nicht erfunden! Mit den wenigen Leben die ihr besitzt, müsst ihr es in den knallharten Trial & Error-Gameplay-Passagen bis zum Super-Endboss Benedict schaffen. ’’Aufgelockert’’ wird das stumpfe Kloppen auf Bitmapgegner mit Fahrabschnitten, die ihr mit Jacks heißem Schlitten austragt. Hier nur kurz und knapp ein Kommentar: Die Fahrmissionen sind noch übler als der Rest des Spiels!

Aber die Entwickler setzen der Sache abermals die Krone auf. So werden die Kampfpassagen auch durch die schlechte Treffererkennung erschwert. Auf diese Weise gehen viele Schläge von eurer Seite aus ins Leere, während die Erkennung bei der CPU um einiges toleranter ist. Die größte Qual ist mit Abstand der uninspirierte Soundtrack, der ohne Umwege aus der 16 Bit-Hölle stammt.

Das Gedudel geht einem schon nach kurzer Spielzeit so auf die Nerven, dass man lieber den Sound eines Schlagbohrer hören möchte. Und sollte ich es noch nicht erwähnt haben, dann tue ich es jetzt: Das Spiel sieht einfach grottig aus: Niveaulos gezeichnete Pixelmenschen, detailarme Hintergründe und die höllisch schlechten Animationen machen Last Action Hero zum Trashspaß für Hartgesottene.




Sebastian meint:

Sebastian

Heute kann ich lachen, damals konnte ich das nicht, weil ich mehr als 100 Mark für Last Action Hero ausgab. Eventuell hätte ich mich vorher bei meinem Lieblingsvideospielmagazin Total! informieren sollen, vielleicht hätte ich aber auch auf den Ratschlag meiner Freunde hören sollen, die mir rieten, diese Lizenzgurke nicht zu erstehen. Naja, ich machte einen Fehler und wurde gnadenlos bestraft. Jetzt gebe ich meine Erfahrung weiter, und warne alle diejenigen, die vorhaben sich das Spiel zu kaufen. Hier mein Rat: Ignoriert Last Action Hero gekonnt!

Positiv

  • Lizenz zum Film

Negativ

  • Grauenvoller Soundtrack
  • Seelenloses Gameplay
  • Unfair
Userwertung
4.44444 9 Stimmen
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Last Action Hero Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1993-12-10
Vermarkter Sony
Wertung 2.8
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